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Die Geschichte von Kalif Storch
I
Der Kalif Chasid zu Bagdad saß einmal an einem schönen Nachmittag behaglich auf seinem Sofa. Er hatte ein wenig geschlafen, denn es war ein heißer Tag, und sah nun nach seinem Schläfchen recht heiter aus. Er rauchte eine lange Pfeife aus Rosenholz, trank hier und da ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte, und strich sich allemal vergnügt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hatte. Kurz um, man sah dem Kalifen an, daβ es ihm recht wohl war.
Um diese Stunde konnte man gar gut mit ihm reden, weil er da immer recht mild und leutselig war, deswegen besuchte ihn auch sein Groβwesir Mansor alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittage nun kam er auch, sah aber sehr nachdenklich aus, ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach:
«Warum machst du so ein nachdenkliches Gesicht, Groβwesir?»
Der Groβwesir schlug seine Arme kreuzweis über die Brust, verneigte sich vor seinem Herrn und antwortete: «Herr, ob ich ein nachdenkliches Gesicht mache, weiβ ich nicht, aber da drunten am Schloβ steht ein Krämer, der hat so schöne Sachen, daβ es mich ärgert, nicht viel überflüssiges Geld zu haben».
Der Kalif, der seinem Groβwesir schon lange gerne eine Freude gemacht hätte, schickte seinen schwarzen Sklaven hinunter, um den Krämer heraufzuholen. Bald kam der Sklave mit dem Krämer zurück. Dieser war ein kleiner, dicker Mann, schwarzbraun im Gesicht und in zerlumptem Anzug. Er trug einen Kasten, in welchem er allerhand Waren hatte: Perlen und Ringe, reichbeschlagene Pistolen, Becher und Kämme. Der Kalif und sein Wesir musterten alles durch, und der Kalif kaufte endlich für sich und Mansor schöne Pistolen, für die Frau des Wesirs aber einen Kamm. Als der Krämer seinen Kasten schon wieder zumachen wollte, sah der Kalif eine kleine Schublade und fragte, ob da auch noch Waren seien.
Der Krämer zog die Schublade heraus und zeigte darin eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift, die weder der Kalif noch Mansor lesen konnte. «Ich bekam einmal diese zwei Stücke von einem Kaufmann, der sie in Mekka auf der Straβe fand», sagte der Krämer. «Ich weiβ nicht, was sie enthalten, Еuch stehen sie um geringen Preis zu Dienst, ich kann doch nichts damit anfangen».
Der Kalif, der in seiner Bibliothek gerne alte Manuskripte hatte, wenn er sie auch nicht lesen konnte, kaufte Schrift und Dose und entlieβ den Krämer. Der Kalif aber dachte, er möchte gerne wissen, was die Schrift enthalte, und fragte den Wesir, ob er keinen kenne, der es entziffern könnte.
«Gnädigster Herr und Gebieter», antwortete dieser, «an der groβen Moschee wohnt ein Mann, er heiβt Selim, der Gelehrte, der versteht alle Sprachen. Laβ ihn kommen, vielleicht kennt er diese geheimnisvollen Züge».
Der Gelehrte Selim war bald herbeigeholt.
«Selim», sprach zu ihm der Kalif, «Selim, man sagt, du seiest sehr gelehrt, guck einmal ein wenig in diese Schrift, ob du sie lesen kannst. Kannst du sie lesen, so bekommst du ein neues Festkleid von mir, kannst du es nicht, so bekommst du zwölf Backenstreiche und fünfundzwanzig auf die Fuβsohlen, weil man dich dann umsonst Selim, den Gelehrten, nennt».
Selim verneigte sich und sprach: «Dein Wille geschehe, oh Herr!».
Lange betrachtete er die Schrift, plötzlich aber rief er aus: «Das ist Lateinisch, oh Herr, oder ich laβ mich hängen».
«Sag, was drin steht», befahl der Kalif, «wenn es Lateinisch ist».
Selim fing an zu übersetzen: «Mensch, der du dieses findest, preise Allah für seine Gnade. Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Мutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln, und versteht auch die Sprache der Tiere. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche jenes Wort. Aber hüte dich! Wenn du verwandelt bist, darfst du nicht lachen, sonst verschwindet das Zauberwort gänzlich aus deinem Gedächtnis, und du bleibst ein Tier».
Als Selim, der Gelehrte, also gelesen hatte, war der Kalif über die Maβen vergnügt. Er lieβ den Gelehrten schwören, niemandem etwas von dem Geheimnis zu sagen, schenkte ihm ein schönes Kleid und entlieβ ihn.
Zu seinem Groβwesir aber sagte er: «Das heiβ’ ich gut einkaufen, Mansor! Wie freue ich mich darauf, ein Tier zu sein. Morgen früh kommst du zu mir, wir gehen dann miteinander aufs Feld, schnupfen etwas Weniges aus meiner Dose und belauschen dann, was in der Luft und im Wasser, im Wald und auf dem Feld gesprochen wird!
II
Kaum hatte am anderen Morgen der Kalif Chasid gefrühstückt und sich angekleidet, als schon der Groβwesir erschien, ihn, wie befohlen, auf dem Spaziergang zu begleiten. Der Kalif steckte die Dose mit dem Zauberpulver in den Gürtel, und nachdem er seinem Gefolge befohlen, zurückzubleiben, machte er sich mit dem Groβwesir ganz alleine auf den Weg. Sie gingen zuerst durch die weiten Gärten des Kalifen, spähten aber vergebens nach etwas Lebendigem, um ihr Kunststück zu probieren. Der Wesir schlug endlich vor, weiter hinaus an einen Teich zu gehen, wo er schon oft viele Tiere, namentlich Störche, gesehen habe, die durch ihr gravitätisches Wesen und ihr Geklapper immer seine Aufmerksamkeit erregt hatten.
Der Kalif billigte den Vorschlag seines Wesirs und ging mit ihm dem Teich zu. Als sie dort angekommen waren, sahen sie einen Storch ernsthaft auf und ab gehen, Frösche suchend und hier und da etwas vor sich hinklappernd. Zugleich sahen sie auch weit oben in der Luft einen anderen Storch dieser Gegend zuschweben.
«Ich wette meinen Bart, gnädigster Herr», sagte er Groβwesir, «wenn nicht diese zwei Langfüβler ein schönes Gespräch miteinander führen werden. Wie wäre es, wenn wir Störche würden?».
«Wohl gesprochen!», antwortete der Kalif. «Aber vorher wollen wir noch einmal betrachten, wie man wieder Mensch wird. – Richtig! Dreimal gen Osten geneigt und Mutabor gesagt, so bin ich wieder Kalif und du Wesir. Aber nur um Himmels willen nicht gelacht, sonst sind wir verloren!».
Während der Kalif also sprach, sah er den anderen Storch über ihrem Haupte schweben und langsam sich zur Erde lassen. Schnell zog er die Dose aus dem Gürtel, nahm eine gute Prise, bot sie dem Groβwesir dar, der gleichfalls schnupfte, und beide riefen: «Mutabor!».
Da schrumpften ihre Beine ein und wurden dünn und rot, die schönen gelben Pantoffeln des Kalifen und seines Begleiters wurden unförmliche Storchfüβe, die Arme wurden zu Flügeln, der Hals fuhr aus den Achseln und wurdе eine Elle lang, der Bart war verschwunden, und den Körper bedeckten weiche Federn.
«Ihr habt einen hübschen Schnabel, Herr Groβwesir», sprach nach langem Erstaunen der Kalif. «Beim Bart des Propheten, so etwas habe ich in meinem Leben nicht gesehen».
«Danke untertänigst», erwiderte der Groβwesir, indem er sich bückte, «aber wenn ich es wagen darf, möchte ich behaupten, Eure Hoheit sehen als Storch beinahe noch hübscher aus, denn als Kalif. Aber kommt, wenn es Euch gefällig ist, daβ wir unsere Kameraden dort belauschen und erfahren, ob wir wirklich Storchisch können? ».
Indem war der andere Storch auf der Erde angekommen. Er putzte sich mit dem Schnabel seine Füβe, legte seine Federn zurecht und ging auf den ersten Storch zu. Die beiden neuen Störche aber beeilten sich in ihre Nähe zu kommen, und vernahmen zu ihrem Erstaunen folgendes Gespräch:
«Guten Morgen, Frau Langbein, so früh schon auf der Wiese?».
«Schönen Dank, liebe Klapperschnabel! Ich habe mir nur ein kleines Frühstück geholt. Ist Euch vielleicht ein Viertelchen Eidechs gefällig oder ein Froschschenkelein?».
«Danke gehorsamst, habe heute gar keinen Appetit. Ich komme auch wegen etwas ganz anderem auf die Wiese. Ich soll heute vor den Gästen meines Vaters tanzen, und da will ich mich im Stillen ein wenig üben».
Zugleich schritt die junge Störchin in wunderlichen Bewegungen durch das Feld. Der Kalif und Mansor sahen ihr verwundert nach. Аls sie aber in malerischer Stellung auf einem Fuβ stand und mit den Flügeln anmutig dazu wedelte, da konnten sich die beiden nicht mehr halten. Ein unaufhaltsames Gelächter brach aus ihren Schnäbeln hervor, von dem sie sich erst nach langer Zeit erholten.
Der Kalif faβte sich zuerst wieder: «Das war einmal ein Spaβ», rief er, «der nicht mit Gold zu bezahlen ist. Schade, daβ die Tiere durch unser Gelächter sich haben verscheuchen lassen, sonst hätten sie gewiβ auch noch gesungen!».
Aber jetzt fiel es dem Groβwesir ein, daβ das Lachen während der Verwandlung verboten war. Er teilte seine Angst deswegen dem Kalifen mit.
«Potz Mekka und Medina! Das wäre ein schlechter Spaβ, wenn ich ein Storch bleiben müβte! Besinne dich doch auf das dumme Wort, ich bring’ es nicht heraus».
«Dreimal gen Osten müssen wir uns bücken und dazu sprechen: Mu – Mu – Mu – ».
Sie stellten sich gegen Osten und bückten sich in einem fort, daβ ihre Schnäbel beinahe die Erde berührten, aber, o Jammer! Das Zauberwort war ihnen entfallen, und so oft sich auch der Kalif bückte, so sehnlich auch sein Wesir «Mu – Mu» dazu rief, jede Erinnerung daran war verschwunden, und der arme Chasid und sein Wesir waren und blieben Störche.
III
Traurig wandelten die Verzauberten durch die Felder, sie wuβten gar nicht, was sie in ihrem Elend anfangen sollten. Aus ihrer Storchenhaut konnten sie nicht heraus, in die Stadt zurück konnten sie auch nicht, um sich zu erkennen zu geben, denn wer hätte einem Storch geglaubt, daβ er der Kalif sei, und wenn man es auch geglaubt hätte, würden die Einwohner von Bagdad einen Storch zum Kalif gewollt haben?
So schlichen sie mehrere Tage umher und ernährten sich kümmerlich von Feldfrüchten, die sie aber wegen ihrer langen Schnäbel nicht gut verspeisen konnten. Auf Eidechsen und Frösche hatten sie übrigens keinen Appetit, denn sie befürchteten, mit solchen Leckerbissen sich den Magen zu verderben. Ihr einziges Vergnügen in dieser traurigen Lage war, daβ sie fliegen konnten, und so flogen sie oft auf die Dächer von Bagdad, um zu sehen, was darin vorging.
In den ersten Tagen bemerkten sie groβe Unruhe und Trauer in den Straβen. Аber ungefähr am vierten Tag nach ihrer Verzauberung saβen sie auf dem Palast des Kalifen, da sahen sie unten in der Straβe einen prächtigen Aufzug. Trommeln und Pfeifen ertönten, ein Mann in einem goldbestickten Scharlachmantel saβ auf einem geschmückten Pferd, umgeben von glänzenden Dienern.
Halb Bagdad sprang ihm nach, und alle schrien: «Heil Mizra, dem Herrscher von Bagdad!».
Da sahen die beiden Störche auf dem Dache des Palastes einander an, und der Kalif Chasid sprach:
«Ahnst du jetzt, warum ich verzaubert bin, Groβwesir? Dieser Mizra ist der Sohn meines Todfeindes, des mächtigen Zauberers Kaschnur, der mir in einer bösen Stunde Rache schwur. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf! Komm mit mir, du treuer Gefährte meines Elends, wir wollen zum Grabe des Propheten Mohamed wandern, vielleicht, daβ an heiliger Stätte der Zauber gelöst wird».
Sie erhoben sich vom Dach des Palastes und flogen der Gegend von Medina zu.
Mit dem Fliegen wollte es aber nicht gar gut gehen, denn die beiden Störche hatten noch wenig Übung.
«Oh Herr», ächzte nach ein paar Stunden der Groβwesir, «ich halte es, mit Eurer Erlaubnis, nicht mehr lange aus, Ihr fliegt gar zu schnell! Auch ist es schon Abend, und wir täten wohl, ein Unterkommen für die Nacht zu suchen».
Chasid gab der Bitte seines Dieners Gehör; und da er unten im Tale eine Ruine erblickte, die ein Obdach zu gewähren schien, so flogen sie dahin. Der Ort, wo sie sich für diese Nacht niedergelassen hatten, schien ehemals ein Schloβ gewesen zu sein. Schöne Säulen ragten unter den Trümmern hervor, mehrere Gemächer, die noch ziemlich erhalten waren, zeugten von der ehemaligen Pracht des Hauses. Chasid und sein Begleiter gingen durch die Gänge umher, um sich ein trockenes Plätzchen zu suchen.
Plötzlich blieb der Storch Mansor stehen. «Herr und Gebieter», flüsterte er leise, «wenn es nur nicht töricht für einen Groβwesir, noch mehr aber für einen Storch wäre, sich vor Gespenstern zu fürchten! Mir ist ganz unheimlich zumute, denn hier neben hat es ganz vernehmlich geseufzt und gestöhnt».
Der Kalif blieb nun auch stehen und hörte ganz deutlich ein leises Weinen, das eher einem Menschen als einem Tiere anzugehören schien.
Voll Erwartung wollte er der Gegend zugehen, woher die Klagetöne kamen. Der Wesir aber packte ihn mit dem Schnabel am Flügel und bat ihn flehentlich, sich nicht in neue, unbekannte Gefahren zu stürzen. Doch vergebens! Der Kalif, dem auch unter dem Storchenflügel ein tapferes Herz schlug, riβ sich mit Verlust einiger Federn los und eilte in einen finsteren Gang. Bald war er an einer Tür angelangt, die nur angelehnt schien, und woraus er deutliche Seufzer mit ein wenig Geheul vernahm. Er stieβ mit dem Schnabel die Türe auf, blieb aber überrascht auf der Schwelle stehen. In dem verfallenen Gemach, das nur durch ein kleines Gitterfenster spärlich erleuchtet war, sah er eine groβe Nachteule am Boden sitzen. Dicke Tränen rollten ihr aus den groβen, runden Augen, und mit heiserer Stimme stieβ sie ihre Klagen zu dem krummen Schnabel heraus. Als sie aber den Kalifen und seinen Wesir, der indes auch herbeigeschlichen war, erblickte, erhob sie ein lautes Freudengeschrei. Zierlich wischte sie mit dem braungefleckten Flügel die Tränen aus dem Auge, und zu dem gröβten Erstaunen der beiden rief sie in gutem menschlichem Arabisch:
«Willkommen, ihr Störche! Ihr seid mir ein gutes Zeichen meiner Errettung, denn durch Störche werde mir ein groβes Glück kommen, ist mir einst prophezeit worden!».
Als sich der Kalif von seinem Erstaunen erholt hatte, bückte er sich mit seinem langen Hals, brachte seine dünnen Füβe in eine zierliche Stellung, und sprach: «Nachteule! Deinen Worten nach darf ich glauben, eine Leidensgefährtin in dir zu sehen. Aber ach! Deine Hoffnung, daβ durch uns deine Rettung kommen werde, ist vergeblich. Du wirst unsere Hilflosigkeit selbst erkennen, wenn du unsere Geschichte hörst».
Die Nachteule bat ihn zu erzählen, was der Kalif sogleich tat.
IV
Als der Kalif der Eule seine Geschichte vorgetragen hatte, dankte sie ihm und sagte:
«Vernimm auch meine Geschichte und höre, wie ich nicht weniger unglücklich bin als du. Mein Vater ist der König von Indien, ich, seine einzige unglückliche Tochter, heiβe Lusa. Jener Zauberer Kaschnur, der euch verzauberte, hat auch mich ins Unglück gestürzt. Er kam eines Tages zu meinem Vater und begehrte mich zur Frau für seinen Sohn Mizra. Mein Vater aber, der ein hitziger Mann ist, lieβ ihn die Treppe hinunterwerfen. Der Elende wuβte sich unter einer anderen Gestalt wieder in meine Nähe zu schleichen, und als ich einst in meinem Garten Erfrischungen zu mir nehmen wollte, brachte er mir, als Sklave verkleidet, einen Trank bei, der mich in diese abscheuliche Gestalt verwandelte. Vor Schrecken ohnmächtig, brachte er mich hierher und rief mir mit schrecklicher Stimme in die Ohren:
«Da sollst du bleiben, häβlich, selbst von den Tieren verachtet, bis an dein Ende, oder bis einer aus freiem Willen dich, selbst in dieser schrecklichen Gestalt, zur Gattin begehrt. So räche ich mich an dir und deinem stolzen Vater».
Seitdem sind viele Monate verflossen. Einsam und traurig lebe ich als Einsiedlerin in diesem Gemäuer, verabscheut von der Welt, selbst den Tieren ein Greuel. Die schöne Natur ist vor mir verschlossen, denn ich bin blind am Tage, und nur, wenn der Mond sein bleiches Licht über dies Gemäuer ausgieβt, fällt der verhüllende Schleier von meinem Auge».
Die Eule hatte geendet und wischte sich mit dem Flügel wieder die Augen aus, denn die Erzählung ihrer Leiden hatte ihr Tränen entlockt.
Der Kalif war bei der Erzählung der Prinzessin in tiefes Nachdenken versunken.
«Wenn mich nicht alles täuscht», sprach er, «so findet zwischen unserem Unglück ein geheimer Zusammenhang statt, aber wo finde ich den Schlüssel zu diesem Rätsel?».
Die Eule antwortete ihm: «Oh Herr! Auch mir ahnt dies, denn es ist mir einst in meiner frühesten Jugend von einer weisen Frau prophezeit worden, daβ ein Storch mir ein groβes Glück bringen werde, und ich wüβte vielleicht, wie wir uns retten könnten».
Der Kalif war sehr erstaunt und fragte, auf welchem Wege sie meine.
«Der Zauberer, der uns beide unglücklich gemacht hat», sagte sie, «kommt jeden Monat einmal in diese Ruinen. Nicht weit von diesem Gemach ist ein Saal. Dort pflegt er dann mit vielen Genossen zu schmausen. Schon oft habe ich sie dort belauscht. Sie erzählen dann einander ihre schändlichen Werke, vielleicht, daβ er dann das Zauberwort, das ihr vergessen habt, ausspricht».
«Oh, teuerste Prinzessin», rief der Kalif, «sag an, wann kommt er, und wo ist der Saal?».
Die Eule schwieg einen Augenblick und sprach dann:
«Nehmt es nicht ungütig, aber nur unter einer Bedingung kann ich Euern Wunsch erfüllen».
«Sprich aus! Sprich aus!», schrie Chasid. «Befiehl, es ist mir jede recht».
«Nämlich, ich möchte auch gern zugleich frei sein. Dies kann aber nur geschehen, wenn einer von euch mir seine Hand reicht».
Die Störche schienen über den Antrag etwas betroffen zu sein, und der Kalif winkte seinem Diener, ein wenig mit ihm hinauszugehen.
«Groβwesir», sprach vor der Türe der Kalif, «das ist kein gutter Handel, aber Ihr könntet sie schon nehmen».
«Oh weh», antwortete dieser, «meine Frau wird mir die Augen auskratzen, wenn ich nach Hause komme. Auch bin ich ein alter Mann, und Ihr seid noch jung und unverheiratet und könnt eher einer jungen, schönen Prinzessin die Hand reichen».
«Das ist es eben«, seufzte der Kalif, indem er traurig die Flügel hängen lieβ, «wer sagt dir denn, daβ sie jung und schön ist? Das heiβt eine Katze im Sack kaufen!».
Sie redeten einander gegenseitig noch lange zu, endlich aber, als der Kalif sah, daβ sein Wesir lieber Storch bleiben als die Eule heiraten wollte, entschloβ er sich, die Bedingung lieber selbst zu erfüllen. Die Eule war hocherfreut. Sie gestand ihnen, daβ sie zu keiner besseren Zeit hätten kommen können, weil wahrscheinlich in dieser Nacht die Zauberer sich versammeln würden.
Sie verlieβ mit den Störchen das Gemach, um sie in jenen Saal zu führen. Sie gingen lange in einem finsteren Gang hin, endlich strahlte ihnen aus einer halbverfallenen Mauer ein heller Schein entgegen.
Als sie dort angelangt waren, riet ihnen die Eule, sich ganz ruhig zu verhalten. Sie konnten von der Lücke, an welcher sie standen, einen groβen Saal übersehen. Er war ringsum mit Säulen geschmückt und prachtvoll verziert. Viele farbige Lampen ersetzten das Licht des Tages. In der Mitte des Saales stand ein runder Tisch, mit vielen und ausgesuchten Speisen besetzt. Rings um den Tisch zog sich ein Sofa, auf welchem acht Männer saβen. In einem dieser Männer erkannten die Störche jenen Krämer wieder, der ihnen das Zauberpulver verkauft hatte. Sein Nebensitzer forderte ihn auf, ihnen seine neuesten Taten zu erzählen. Er erzählte unter anderen auch die Geschichte des Kalifen und seines Wesirs.
«Was für ein Wort hast du ihnen denn aufgegeben?», fragte ihn ein anderer Zauberer.
«Ein recht schweres lateinisches, es heiβt Mutabor».
V
Als die Störche an der Mauerlücke dieses hörten, kamen sie vor Freude beinahe auβer sich. Sie liefen auf ihren langen Füβen so schnell dem Tore der Ruine zu, daβ die Eule kaum folgen konnte. Dort sprach der Kalif gerührt zu der Eule:
«Retterin meines Lebens und des Lebens meines Freundes, nimm zum ewigen Dank für das, was du an uns getan hаst, mich zum Gemahl an!».
Dann aber wandte er sich nach Osten. Dreimal bückten die Störche ihre langen Hälse der Sonne entgegen, die soeben hinter dem Gebirge heraufstieg. «Mutabor!», riefen sie. Im Nu waren sie verwandelt, und in der hohen Freude des neugeschenkten Lebens lagen Herr und Diener lachend und weinend einander in den Armen. Wer beschreibt aber ihr Erstaunen, als sie sich umsahen? Eine schöne Dame, herrlich geschmückt, stand vor ihnen. Lächelnd gab sie dem Kalifen die Hand.
«Erkennt Ihr Eure Nachteule nicht mehr?», sagte sie.
Sie war es. Der Kalif war von ihrer Schönheit und Anmut entzückt.
Die drei zogen nun miteinander auf Bagdad zu.
Der Kalif fand in seinen Kleidern nicht nur die Dose mit Zauberpulver, sondern auch seinen Geldbeutel. Er kaufte daher im nächsten Dorfe, was zu ihrer Reise nötig war, und so kamen sie bald an die Tore von Bagdad. Dort aber erregte die Ankunft des Kalifen groβes Erstaunen. Man hatte ihn für tot ausgegeben, und das Volk war daher hocherfreut, seinen geliebten Herrscher wiederzuhaben.
Um so mehr aber entbrannte ihr Haβ gegen den Betrüger Mizra. Sie zogen in den Palast und nahmen den alten Zauberer und seinen Sohn gefangen. Den Alten schickte der Kalif in dasselbe Gemach der Ruine, das die Prinzessin als Eule bewohnt hatte, und lieβ ihn dort aufhängen. Dem Sohn aber, welcher nichts von den Künsten des Vaters verstand, lieβ der Kalif die Wahl, ob er sterben oder schnupfen wolle. Als er das letztere wählte, bot ihm der Groβwesir die Dose. Eine tüchtige Prise, und das Zauberwort des Kalifen verwandelte ihn in einen Storch. Der Kalif lieβ ihn in einen eisernen Käfig sperren und in seinem Garten aufstellen.
Lange und vergnügt lebte Kalif Chasid mit seiner Frau, der Prinzessin. Seine vergnügtesten Stunden waren immer die, wenn ihn der Groβwesir nachmittags besuchte. Da sprachen sie dann oft von ihrem Storchabenteuer, und wenn der Kalif recht heiter war, lieβ er sich herab, den Groβwesir nachzuahmen, wie er als Storch aussah. Er stieg dann ernsthaft, mit steifen Füβen im Zimmer auf und ab, klapperte, wedelte mit den Armen wie mit Flügeln und zeigte, wie jener sich vergeblich nach Osten geneigt und Mu – Mu – Mu dazu gerufen habe. Für die Frau Kalifin und ihre Kinder war diese Vorstellung allemal eine groβe Freude. Wenn aber der Kalif gar zu lange klapperte und nickte und Mu – Mu – Mu schrie, dann drohte ihm lächelnd der Wesir: еr wolle das, was vor der Türe der Prinzessin Nachteule verhandelt worden sei, der Frau Kalifin mitteilen.
Рассказ о калифе аисте
I
Однажды в прекрасное послеобеденное время багдадский калиф Хасид уютно сидел на своем диване. Он немного поспал, потому что был жаркий день, и теперь, после своего короткого сна, имел очень веселый вид. Он курил длинную трубку розового дерева, отпивал иногда немного кофе, который наливал ему раб, и всякий раз, когда кофе казался ему вкусным, весело поглаживал себе бороду. Словом, по калифу видно было, что ему очень приятно. В этот час очень хорошо можно было говорить с ним, потому что он был всегда очень милостив и снисходителен; поэтому и его великий визирь Мансор ежедневно посещал его в это время. В этот послеобеденный час он тоже пришел, но против обыкновения имел очень задумчивый вид. Калиф слегка вынул изо рта трубку и спросил:
– Почему у тебя такое задумчивое лицо, великий визирь?
Великий визирь крестообразно сложил руки на грудь, поклонился своему государю и ответил:
– Государь, задумчивое ли у меня лицо – я не знаю, но там внизу, у дворца, стоит торговец, у которого такие прекрасные вещи, что мне жаль, что я не имею лишних денег.
Калиф, который уже давно с радостью отблагодарил бы своего великого визиря, послал вниз черного раба, чтобы привести торговца наверх. Вскоре раб вернулся с торговцем. Это был маленький, толстый человек, смуглый лицом и в оборванной одежде. Он принес ящик, в котором у него были всякие товары: жемчуг и кольца, богато оправленные пистолеты, кубки и гребни. Калиф и его визирь все пересмотрели, и калиф купил наконец для себя и Мансора прекрасные пистолеты, а для жены визиря – гребень. Когда торговец хотел уже закрыть свой ящик, калиф увидел маленький выдвижной ящичек и спросил, есть ли и там еще товары.
Торговец вынул ящик и показал в нем коробку с черным порошком и бумагу с очень странной надписью, которую не могли прочесть ни калиф, ни Мансор.
– Эти две вещи я получил однажды от купца, который нашел их в Мекке на улице, – сказал торговец. – Я не знаю, что здесь написано, но к вашим услугам за ничтожную цену, я ведь ничего не могу сделать с ними.
У калифа были в библиотеке старинные рукописи, хотя он и не мог читать их, поэтому он купил рукопись и коробку и отпустил торговца. Он стал думать, как бы ему узнать, что написано в этой рукописи, и спросил визиря, не знает ли он кого-нибудь, кто мог бы разобрать ее.
– Всемилостивейший государь и повелитель, – отвечал визирь, – у большой мечети живет один человек, которого зовут Селимом Мудрецом; он знает все языки. Позови его, может быть, он знает эти таинственные знаки.
Скоро ученый Селим был приведен.
– Селим, – сказал ему калиф, – говорят, ты очень учен. Взгляни-ка на эту рукопись, можешь ли ты прочесть ее? Если ты сможешь прочесть ее, то получишь от меня новое праздничное платье, если не сможешь – получишь двенадцать ударов по щеке и двадцать пять по подошвам, потому что тогда тебя напрасно называют Селимом Мудрецом.
Селим поклонился и сказал:
– Да будет воля твоя, государь!
Он долго и внимательно рассматривал рукопись, но вдруг воскликнул:
– Это написано по-латыни, государь, или пусть меня повесят!
– Скажи, что в ней написано, – приказал калиф, – если это по-латыни.
Селим начал переводить:
«Человек, ты, который найдешь это, восхвали Аллаха за его милость. Кто понюхает порошок из этой коробки и при этом скажет «Мутабор» (я превращаюсь), тот сможет превратиться во всякое животное и будет понимать также язык животных. Если он захочет снова возвратиться в свой человеческий образ, то пусть он трижды поклонится на восток и произнесет это же слово! Но остерегайся смеяться, когда превратишься! Иначе волшебное слово совершенно исчезнет из твоей памяти и ты останешься животным!»
Когда Селим Мудрец прочел все это, калиф остался чрезвычайно доволен. Он велел ученому поклясться никому ничего не говорить об этой тайне, подарил ему прекрасное платье и отпустил его. А своему великому визирю он сказал:
– Это я называю хорошей покупкой, Мансор! Я очень буду рад, когда превращусь в животное! Завтра утром ты придешь ко мне! Потом мы вместе пойдем в поле, понюхаем немного из моей коробки, а затем будем подслушивать, что говорится в воздухе и в воде, в лесу и в поле.
II
Едва на другое утро калиф Хасид позавтракал и оделся, как уже явился великий визирь сопровождать его, как он приказал, на прогулку. Калиф сунул коробку с волшебным порошком за пояс и, приказав своей свите остаться сзади, отправился в путь с одним великим визирем. Сперва они пошли по обширным садам калифа, но напрасно высматривали что-нибудь живое, чтобы испробовать свой фокус. Наконец визирь предложил пойти дальше, к пруду, где он часто видел много животных, а именно аистов, которые своей важностью и своим курлыканьем всегда привлекали его внимание.
Калиф одобрил предложение своего визиря и пошел с ним к пруду. Придя туда, они увидели аиста, который важно расхаживал, отыскивая лягушек и иногда что-то курлыча про себя. В то же время далеко вверху, в воздухе, они увидели другого аиста, летевшего к этому месту.
– Ручаюсь своей седой бородой, всемилостивейший государь, – сказал великий визирь, – если эти двое длинноногих не начнут между собой разговор. А что, если нам превратиться в аистов?
– Отлично! – отвечал калиф.
– Но прежде еще раз повторим, как стать снова человеком.
– Верно! Трижды поклонившись на восток и сказав: «Мутабор», я стану калифом, а ты – визирем. Но только, ради неба, не смеяться, а то мы пропали!
Сказав так, калиф увидел, что второй аист парит над их головами и медленно опускается на землю. Он быстро вынул из-за пояса коробку, взял хорошую щепоть, предложил ее великому визирю, который тоже понюхал, и оба воскликнули: «Мутабор!»
Тогда их ноги сморщились и стали тонкими и красными: красивые желтые туфли калифа и его спутника превратились в безобразные ноги аистов, руки – в крылья, шея вышла из плеч и стала длиной в локоть, борода исчезла, а все тело покрыли мягкие перья.
– У вас красивый клюв, великий визирь, – сказал после долгого изумления калиф. – Клянусь бородой Пророка, ничего подобного я не видал в своей жизни!
– Покорнейше благодарю, – ответил великий визирь кланяясь, – но, если я могу осмелиться, я утверждаю, что превратившись в аиста, ваше высочество, вы стали еще красивее, чем когда были калифом. Однако пойдемте, если вам угодно, подслушивать там наших товарищей и понять, действительно ли мы знаем язык аистов.
Между тем второй аист прилетел на землю. Он почистил себе клювом ноги, расправил перья и подошел к первому аисту. А два новых аиста поспешили подойти поближе к ним и, к своему изумлению, услыхали следующий разговор:
– Здравствуйте, Длинноножка! Так рано, и уже на лугу?
– Очень вам благодарна, моя милая Трещотка! Я добыла себе только маленький завтрак. Может быть, вам угодно четвертинку ящерицы или бедрышко лягушки?
– Благодарю покорно – у меня сегодня совсем нет аппетита. Я прилетела на луг даже совсем за другим. Я должна сегодня танцевать перед гостями своего отца и хочу немного поупражняться наедине.
В это время молодой аист с удивительными движениями зашагал по полю. Калиф и Мансор с удивлением смотрели на него. A когда он в живописной позе стал на одной ноге и при этом грациозно замахал крыльями, тогда оба они уже не могли сдержаться: из их клювов вырвался неудержимый смех, от которого они опомнились только спустя долгое время.
Сперва успокоился калиф.
– Это была прекрасная шутка! – воскликнул он. – Такой не купишь за деньги! Жаль, что своим смехом мы спугнули глупых животных, а то они, наверное, еще и спели бы.
Но теперь великому визирю пришло в голову, что смех во время превращения был запрещен. Поэтому он поделился своим опасением с калифом.
– Клянусь Меккой и Мединой! Это была бы плохая шутка, если бы я должен был остаться аистом! Вспомни же глупое слово! Я не произнесу его.
– Мы должны трижды поклониться на восток и при этом сказать: му-му-му…
Они стали к востоку и беспрестанно кланялись, так что их клювы почти касались земли. Но горе! Они забыли волшебное слово, и сколько ни кланялся калиф, как страстно его визирь ни восклицал при этом «му-му-му», всякое воспоминание о нем исчезло, и бедный Хасид и его визирь остались аистами.
III
Печально бродили заколдованные по полям. Они совершенно не знали, что им делать в своем горе. Превратиться из аистов в людей они не могли, вернуться в город, чтобы дать возможность узнать себя, тоже не могли; ведь кто же поверил бы аисту, что он калиф? А если бы даже и поверили этому, то захотят ли жители Багдада иметь калифом аиста?
Так они блуждали несколько дней и скудно питались полевыми плодами, которыми, однако, из-за своих длинных клювов они не могли хорошо кормиться. Впрочем, к ящерицам и лягушкам у них не было аппетита, потому что они опасались испортить себе такими лакомствами желудок. К их радости, что они могли себе позволить в этом печальном положении – так это летать, и вот они часто летали на крыши Багдада, чтобы посмотреть, что в нем происходит.
В первые дни они замечали на улицах большое беспокойство и печаль. А приблизительно на четвертый день после своего превращения они сидели на дворце калифа и увидели внизу на улице пышное шествие. Звучали барабаны и трубы; на разукрашенной лошади сидел человек в вышитой золотом пурпурной мантии, окруженный таким же блестящими слугами.
За ним бежала половина Багдада, и все кричали: «Да здравствует Мицра, властитель Багдада!» Тогда оба аиста на крыше дворца посмотрели друг на друга, и калиф Хасид сказал:
– Ты догадываешься теперь, почему я заколдован, великий визирь? Этот Мицра – сын моего смертельного врага, могущественного волшебника Кашнура, который в минуту гнева поклялся мне отомстить. Но я еще не теряю надежды. Пойдем со мной, верный товарищ моего горя! Мы отправимся к гробу Пророка; может быть, в святом месте это колдовство будет уничтожено.
Они поднялись с крыши дворца и полетели в сторону Медины.
Но лететь им не очень-то удавалось, потому что у обоих аистов было еще мало опыта.
– Государь, – застонал через несколько часов великий визирь, – простите, я уж недолго выдержу это! Вы летите слишком быстро! Да уже и вечер! Мы хорошо бы сделали, если бы поискали на ночь пристанища.
Калиф выслушал просьбу своего слуги, а так как внизу в долине он увидел развалины, которые, казалось, давали приют, то они полетели туда. Место, где они спустились на эту ночь, прежде, по-видимому, было замком. Среди развалин возвышались прекрасные колонны; несколько хорошо сохранившихся комнат свидетельствовали о прежнем великолепии этого дома. Хасид и его спутник пошли по коридорам искать себе сухое местечко.
Вдруг аист Мансор остановился.
– Государь и повелитель, – тихо прошептал он, – глупо было бы великому визирю, а еще больше аисту, бояться привидений! Мне очень страшно, потому что здесь рядом что-то только что совершенно внятно вздыхало и стонало.
Калиф тоже остановился и совершенно ясно услыхал тихий плач, который принадлежал, казалось, скорее человеку, нежели животному. Желая понять, что это, он хотел подойти к тому месту, откуда шли жалобные звуки, но визирь схватил его клювом за крыло и с мольбой попросил не бросаться в новые, неизвестные опасности. Но напрасно! Калиф, у которого и под крылом аиста билось храброе сердце, вырвался, потеряв несколько перьев, и поспешил в темный проход. Вскоре он подошел к двери, которая, казалось, была только прикрыта и из-за которой он услыхал явственные вздохи и стоны. Он открыл дверь, толкнув ее клювом, но в изумлении остановился на пороге. В разрушенной комнате, которую скудно освещал лишь свет, пробивавший через небольшое решетчатое окно, он увидел сидевшую на полу большую ночную сову. Крупные слезы катились у нее из больших круглых глаз и через ее кривой клюв раздавались хриплые вопли. Но когда она увидела калифа и его визиря, который между тем тоже подкрался, она подняла громкий радостный крик. Сова красиво утерла крылом с бурыми пятнами слезы с глаз и, к великому изумлению обоих, воскликнула на хорошем арабском языке:
– Милости просим, аисты! Вы для меня добрый знак моего спасения, потому что с аистами мне явится большое счастье. Так однажды мне было предсказано!
Когда изумленный калиф опомнился, он поклонился своей длинной шеей, красиво поставил свои тонкие ноги и сказал:
– Сова! По твоим словам я могу думать, что вижу в тебе товарища по несчастью. Но увы! Твоя надежда, что с нами явится твое спасение, напрасна! Ты сама узнаешь о нашей беспомощности, когда услышишь нашу историю.
Сова попросила его рассказать, и калиф рассказал то, что мы уже знаем.
IV
Когда калиф изложил сове свою историю, она поблагодарила его и сказала:
– Узнай также мою историю и выслушай, что я не меньше тебя несчастна. Мой отец – король Индии; меня, его единственную несчастную дочь, зовут Лузой. Тот волшебник Кашнур, который заколдовал вас, сделал несчастной и меня. Однажды он явился к моему отцу и стал просить меня в жены для своего сына Мицры. А мой отец, человек вспыльчивый, велел спустить его с лестницы. Негодяй сумел переменить облик и опять подкрался близко ко мне, и когда я однажды в своем саду захотела выпить прохладительный напиток, он, переодетый рабом, принес мне питье, которое превратило меня в эту мерзкую сову. Он принес меня, бессильную от ужаса, сюда и страшным голосом крикнул мне прямо в уши: «Ты останешься безобразной совой, которую презирают даже животные, до своей смерти или пока кто-нибудь добровольно не пожелает взять тебя в супруги, даже в этом ужасном виде. Так я мщу тебе и твоему гордому отцу!»
С тех пор прошло много месяцев. Одиноко и печально я живу отшельницей в этих стенах, ненавидимая миром и отвратительная даже для животных; прекрасная природа недоступна мне: ведь днем я слепа, и только когда месяц разливает на эти стены свой бледный свет, с моих глаз спадает окутывающий их покров.
Сова замолчала и крылом снова утерла глаза, потому что снова заплакала, рассказывая о своих страданиях.
Во время рассказа принцессы калиф погрузился в глубокие размышления.
– Если не всё меня обманывает, – сказал он, – то между нашими несчастьями существует таинственная связь; но где мне найти ключ к этой разгадке?
Сова отвечала ему:
– О государь, послушай меня: однажды, в ранней юности, мне было предсказано мудрой женщиной, что аист принесет мне большое счастье, и я, может быть, знаю, как мы могли бы спастись.
Калиф был очень изумлен и спросил, как же можно спастись, по ее мнению.
– Волшебник, который обоих нас сделал несчастными, – сказала сова, – раз в месяц приходит в эти развалины. Недалеко от этой комнаты есть зал. Там он с товарищами собираются и пируют. Уже не раз я подслушивала их там. Тогда они рассказывают друг другу о своих постыдных делах; быть может, однажды он произнесет волшебное слово, которое вы забыли.
– Дорогая принцесса! – воскликнул калиф. – Скажи, когда он приходит и где этот зал?
Сова минуту помолчала, а потом сказала;
– Не обижайтесь, но ваше желание я могу исполнить только при одном условии.
– Говори! Говори! – закричал Хасид. – Приказывай, я все исполню!
– Я очень хотела бы тоже быть свободной. Но это может произойти лишь тогда, когда один из вас предложит мне свою руку.
Это предложение, по-видимому, несколько смутило аистов, и калиф сделал своему слуге знак отойти с ним.
– Великий визирь, – сказал за дверью калиф, – это глупая сделка, но вы могли бы, как мне кажется, принять ее.
– Как? – отвечал визирь. – Чтобы моя жена, когда я приду домой, выцарапала мне глаза? К тому же я старик, а вы еще молоды, не женаты. Вы скорее можете отдать руку молодой, прекрасной принцессе.
– То-то и есть, – вздохнул калиф, печально опуская крылья, – кто же говорит тебе, что она молода и прекрасна? Это значит купить вслепую!
Они еще долго уговаривали друг друга, но наконец, когда калиф увидел, что его визирь предпочитает остаться аистом, нежели жениться на сове, он решился сам выполнить условие. Сова очень обрадовалась. Она призналась им, что в лучшее время они не могли бы прийти, потому что волшебники соберутся, вероятно, в эту ночь.
Сова вместе с аистами покинула комнату, чтобы вести их в тот зал. Они долго шли в темном коридоре; наконец из-за полуразвалившейся стены им блеснул в глаза яркий свет.
Когда они подошли туда, сова посоветовала им вести себя совсем тихо. Через отверстие, у которого они стояли, они могли осмотреть большой зал. Он был украшен колоннами и великолепно убран. Множество цветных ламп заменяли дневной свет. Посредине зала стоял круглый стол, уставленный множеством изысканных блюд. Вокруг стола тянулся диван, на котором сидели восемь человек. В одном из этих людей аисты узнали того торговца, который продал им волшебный порошок. Его сосед пригласил его рассказать им о своих делах. Торговец рассказал между прочим и историю калифа и его визиря.
– Какое же слово ты им задал? – спросил его другой волшебник.
– Очень трудное, латинское слово – «Мутабор».
V
Когда аисты у своего отверстия в стене услыхали это, они от радости почти вышли из себя. На своих длинных ногах они так быстро побежали к воротам развалин, что сова едва могла за ними поспевать. Там растроганный калиф сказал сове:
– Спасительница моей жизни и жизни моего друга, возьми меня в супруги в знак вечной благодарности за то, что ты сделала для нас!
А затем он обернулся к востоку. Аисты трижды склонили свои длинные шеи навстречу солнцу, которое поднималось за горами. «Мутабор!» – воскликнули они и вмиг превратились в людей. В великой радости от вновь дарованной жизни государь и слуга смеясь и плача обнимали друг друга. Но кто опишет их изумление, когда они оглянулись? Перед ними стояла прекрасная, великолепно одетая дама. Она с улыбкой подала калифу руку.
– Разве вы уже не узнаете свою ночную сову? – спросила она.
Это была она. Калиф был так восхищен ее красотой и прелестью, что воскликнул:
– Мое величайшее счастье, что я в свое время стал аистом!
Теперь все трое вместе направились в Багдад.
В своей одежде калиф нашел не только коробку с волшебным порошком, но и свой кошелек с деньгами. Поэтому в ближайшей деревне он купил все, что было необходимо для их путешествия, и вот они скоро приехали к воротам Багдада. А там прибытие калифа вызвало большое изумление. Его считали умершим, и поэтому народ был очень рад снова иметь своего возлюбленного государя.
Но тем сильнее возросла ненависть жителей к обманщику Мицре. Они пошли во дворец и поймали старого волшебника и его сына. Старика калиф отправил в ту самую комнату развалин, где принцесса жила совой, и велел его там повесить. А сыну, который ничего не понимал в делах отца, калиф предоставил выбрать, что он хочет: умереть или понюхать порошка. Когда он выбрал последнее, великий визирь подал ему коробку. Порядочная щепоть и волшебное слово калифа превратили его в аиста. Калиф велел запереть его в железную клетку и поставить ее в своем саду.
Долго и весело жил калиф Хасид со своей женой принцессой. Его самыми приятными часами были всегда те, когда после обеда его посещал великий визирь. Тогда они часто говорили о своих приключениях, когда были аистами, и если калиф был очень весел, то снисходил до того, что изображал великого визиря, когда он был аистом. Он важно ходил не сгибая ног взад и вперед по комнате, курлыкал, махал руками, как крыльями, и показывал, как визирь тщетно кланялся на восток и при этом восклицал: му-му. Для жены калифа и ее детей это представление всегда было большой радостью; но когда калиф слишком долго курлыкал, кланялся и кричал: му-му, то визирь улыбаясь грозил ему, что сообщит жене калифа, что обсуждалось за дверью принцессы ночной совы.
Die Geschichte von dem Gespensterschiff
Mein Vater hatte einen kleinen Laden in Balsora. Er war weder arm noch reich und einer von jenen Leuten, die nicht gerne etwas wagen, aus Furcht, das Wenige zu verlieren, das sie haben. Er erzog mich schlicht und recht und brachte es bald so weit, daβ ich ihm an die Hand gehen konnte. Gerade als ich achtzehn Jahre alt war, als er die erste gröβere Spekulation machte, starb er, wahrscheinlich aus Gram, tausend Goldstücke dem Meere anvertraut zu haben.
Ich muβte ihn bald nachher wegen seines Todes glücklich preisen, denn wenige Wochen hernach lief die Nachricht ein, daβ das Schiff, dem mein Vater seine Güter mitgegeben hatte, versunken sei. Meinen jugendlichen Mut konnte aber dieser Unfall nicht beugen. Ich machte alles vollends zu Geld, was mein Vater hinterlassen hatte, und zog aus, um in der Fremde mein Glück zu versuchen, nur von einem alten Diener meines Vaters begleitet.
Im Hafen von Balsora schifften wir uns mit günstigem Winde ein. Das Schiff, auf dem ich mich eingemietet hatte, war nach Indien bestimmt. Wir waren schon fünfzehn Tage auf der gewöhnlichen Straβe gefahren, als uns der Kapitän einen Sturm verkündete. Er machte ein bedenkliches Gesicht, denn es schien, er kenne in dieser Gegend das Fahrwasser nicht genug, um einem Sturm mit Ruhe begegnen zu können. Er lieβ alle Segel einziehen, und wir trieben ganz langsam hin.
Die Nacht war angebrochen, war hell und kalt, und der Kapitän glaubte schon, sich in den Anzeichen des Sturmes getäuscht zu haben. Auf einmal schwebte ein Schiff, das wir vorher nicht gesehen hatten, dicht an dem unsrigen vorbei. Wildes Jauchzen und Geschrei erscholl aus dem Verdeck herüber, worüber ich mich zu dieser angstvollen Stunde, vor einem Sturm, nicht wenig wunderte. Aber der Kapitän an meiner Seite wurde blaβ wie der Tod.
«Mein Schiff ist verloren», rief er, «dort segelt der Tod!».
Ehe ich ihn noch über diesen sonderbaren Ausruf befragen konnte, stürzten schon heulend und schreiend die Matrosen herein.
«Habt ihr ihn gesehen?», schrien sie. «Jetzt ist’s mit uns vorbei!».
Der Kapitän aber lieβ Trostsprüche aus dem Koran vorlesen und setzte sich selbst ans Steuerruder. Aber vergebens! Zusehends brauste der Sturm auf, und ehe eine Stunde verging, krachte das Schiff auf ein Riff und blieb sitzen. Die Boote wurden ausgesetzt, und kaum hatten sich die letzten Matrosen gerettet, so versank das Schiff vor unseren Augen. Und als ein Bettler fuhr ich in die See hinaus. Aber der Jammer hatte noch kein Ende. Fürchterlicher tobte der Sturm, das Boot war nicht mehr zu steuern. Ich hatte meinen alten Diener fest umschlungen, und wir versprachen uns, nie voneinander zu weichen.
Endlich brach der Tag an. Aber mit dem ersten Anblick der Morgenröte faβte der Wind das Boot, in welchem wir saβen, und stürzte es um. Ich habe keinen meiner Schiffsleute mehr gesehen. Der Sturz hatte mich betäubt, und als ich aufwachte, befand ich mich in den Armen meines alten treuen Dieners, der sich auf das umgeschlagene Boot gerettet und mich nachgezogen hatte.
Der Sturm hatte sich gelegt. Von unserem Schiff war nichts mehr zu sehen, wohl aber entdeckten wir nicht weit von uns ein anderes Schiff, auf das die Wellen uns hintrieben. Als wir näher hinzukamen, erkannte ich das Schiff als dasselbe, das in der Nacht an uns vorbeifuhr und welches den Kapitän so sehr in Schrecken gesetzt hatte. Ich empfand ein sonderbares Grauen vor diesem Schiffe. Die Äuβerung des Kapitäns, die sich so furchtbar bestätigt hatte, das öde Aussehen des Schiffes, auf dem sich, so nahe wir auch herankamen, so laut wir schrien, niemand zeigte, erschreckten mich. Doch es war unser einziges Rettungsmittel. Darum priesen wir den Propheten, der uns so wundervoll erhalten hatte.
Am Vorderteil des Schiffes hing ein langes Tau herab. Mit Händen und Füβen ruderten wir darauf zu, um es zu erfassen. Endlich glückte es. Noch einmal erhob ich meine Stimme, aber immer blieb es still auf dem Schiff. Da klimmten wir an dem Tau hinauf, ich als der Jüngste voran. Aber Entsetzen! Welches Schauspiel stellte sich meinem Auge dar, als ich das Verdeck betrat! Der Boden war mit Blut gerötet, zwanzig bis dreiβig Leichname in türkischen Kleidern lagen auf dem Boden, am mittleren Mastbaum stand ein Mann, reich gekleidet, den Säbel in der Hand, aber das Gesicht war blaβ und verzerrt, durch die Stirn ging ein groβer Nagel, der ihn an den Mastbaum heftete, auch er war tot.
Schrecken fesselte meine Schritte, ich wagte kaum zu atmen. Endlich war auch mein Begleiter heraufgekommen. Auch ihn überraschte der Anblick des Verdecks, das gar nichts Lebendiges, sondern nur so viele schreckliche Tote zeigte. Wir wagten es endlich, nachdem wir in der Seelenangst zum Propheten gefleht hatten, weiter vorzuschreiten. Bei jedem Schritte sahen wir uns um, ob nicht etwas Neues, noch Schrecklicheres sich darbiete. Aber alles blieb, wie es war, weit und breit nichts Lebendiges, als wir und das Weltmeer. Nicht einmal laut zu sprechen wagten wir, aus Furcht, der tote, am Mast angespieβte Kapitano, möchte seine starren Augen nach uns hindrehen, oder einer der Getöteten möchte seinen Kopf umwenden.
Endlich waren wir bis an eine Treppe gekommen, die in den Schiffsraum führte. Unwillkürlich machten wir dort halt und sahen einander an, denn keiner wagte es recht, seine Gedanken zu äuβern.
«Oh Herr», sprach mein treuer Diener, «hier ist etwas Schreckliches geschehen. Doch wenn auch das Schiff da unten voll Mörder steckt, so will ich mich ihnen doch lieber auf Gnade und Ungnade ergeben, als längere Zeit unter diesen Toten zu verweilen».
Ich dachte wie er. Wir faβten uns ein Herz und stiegen voll Erwartung hinunter. Totenstille war aber auch hier, und nur unsere Schritte hallten auf der Treppe. Wir standen an der Türe der Kajüte. Ich legte mein Ohr an die Türe und lauschte, es war nichts zu hören. Ich machte auf. Das Gemach bot einen unordentlichen Anblick dar. Kleider, Waffen und andere Geräte lagen untereinander. Nichts in Ordnung. Die Mannschaft, oder wenigstens der Kapitano, muβte vor kurzem gezecht haben, denn es lag alles noch umher. Wir gingen weiter von Raum zu Raum, von Gemach zu Gemach, überall fanden wir herrliche Vorräte in Seide, Perlen, Zucker usw. Ich war vor Freude über diesen Anblick auβer mir, denn da niemand auf dem Schiff war, glaubte ich, alles mir zueignen zu dürfen. Ibrahim aber machte mich aufmerksam darauf, daβ wir wahrscheinlich noch sehr weit vom Lande entfernt seien, wohin wir allein und ohne menschliche Hilfe nicht kommen könnten.
Wir labten uns an den Speisen und Getränken, die wir in reichem Maβ vorfanden, und stiegen endlich wieder aufs Verdeck. Aber hier schauderte uns immer die Haut bei dem schrecklichen Anblick der Leichen. Wir beschlossen, uns davon zu befreien, und sie über Bord zu werfen, aber wie schauerlich war uns zumutе, als wir fanden, daβ sich keiner aus seiner Lage bewegen lieβ. Wie festgebannt lagen sie am Boden, und man hätte den Boden des Verdecks ausheben müssen, um sie zu entfernen, und dazu gebrach es uns an Werkzeugen. Auch der Kapitano lieβ sich nicht von seinem Mast losmachen. Nicht einmal seinen Säbel konnten wir der starren Hand entwinden.
Wir brachten den Tag in trauriger Betrachtung unserer Lage zu, und als es Nacht zu werden anfing, erlaubte ich dem alten Ibrahim, sich schlafen zu legen. Ich selbst aber wollte auf dem Verdeck wachen, um nach Rettung auszuspähen. Als aber der Mond heraufkam, und ich nach den Gestirnen berechnete, daβ es wohl um die elfte Stunde sei, überfiel mich ein so unwiderstehlicher Schlaf, daβ ich unwillkürlich hinter ein Faβ, das auf dem Verdeck stand, zurückfiel. Doch war es mehr Betäubung als Schlaf, denn ich hörte deutlich die See an der Seite des Schiffes anschlagen, und die Segel vom Winde knarren und pfeifen. Auf einmal glaubte ich Stimmen und Männertritte auf dem Verdeck zu hören . Ich wollte mich aufrichten, um danach zu schauen. Aber eine unsichtbare Gewalt hielt meine Glieder gefesselt, nicht einmal die Augen konnte ich aufschlagen. Aber immer deutlicher wurden die Stimmen, es war mir, als wenn ein fröhliches Schiffsvolk auf dem Verdeck sich umhertriebe. Mitunter glaubte ich, die kräftige Stimme eines Befehlenden zu hören, auch hörte ich Taue und Segel deutlich auf- und abziehen. Nach und nach aber schwanden mir die Sinne, ich verfiel in einen tiefen Schlaf, in dem ich nur noch ein Geräusch von Waffen zu hören glaubte, und erwachte erst, als die Sonne schon hoch stand und mir aufs Gesicht brannte.
Verwundert schaute ich mich um. Sturm, Schiff, die Toten und was ich in dieser Nacht gehört hatte, kam mir wie ein Traum vor, aber als ich aufblickte, fand ich alles wie gestern. Unbeweglich lagen die Toten, unbeweglich war der Kapitano an den Mastbaum geheftet. Ich lachte über meinen Traum und stand auf, um meinen Alten zu suchen.
Dieser saβ ganz nachdenklich in der Kajüte.
«Oh Herr!», rief er aus, als ich zu ihm hineintrat, «ich wollte lieber im tiefsten Grund des Meeres liegen, als in diesem verhexten Schiff noch eine Nacht zubringen».
Ich fragte ihn nach der Ursache seines Kummers, und er antwortete mir:
«Als ich einige Stunden geschlafen hatte, wachte ich auf und vernahm, wie man über meinem Haupt hin und her lief. Ich dachte zuerst, Ihr wäret es, aber es waren wenigstens zwanzig, die oben umherliefen, auch hörte ich rufen und schreien. Endlich kamen schwere Tritte die Treppe herab. Da wuβte ich nichts mehr von mir, nur hier und da kehrte auf einige Augenblicke meine Besinnung zurück, und da sah ich dann denselben Mann, der oben am Mast angenagelt ist, an jenem Tisch dort sitzen, singend und trinkend, aber der, der in einem roten Scharlachkleid nicht weit von ihm am Boden liegt, saβ neben ihm und half ihm trinken».
So erzhälte mir mein alter Diener.
Ihr könnt mir es glauben, meine Freunde, daβ mir gar nicht wohl zumute war, denn es war keine Täuschung, ich hatte ja auch die Toten gar wohl gehört. In solcher Gesellschaft zu schiffen, war mir greulich. Mein Ibrahim aber versank wieder in tiefes Nachdenken.
«Jetzt hab’ ich’s!», rief er endlich aus.
Еs fiel ihm nämlich ein Sprüchlein ein, das ihn sein Groβvater, ein erfahrener, weitgereister Mann, gelehrt hatte und das gegen jeden Geister- und Zauberspuk helfen sollte. Аuch behauptete er, jenen unnatürlichen Schlaf, der uns befiel, in der nächsten Nacht verhindern zu können, wenn wir nämlich recht eifrig Sprüche aus dem Koran beteten.
Der Vorschlag des alten Mannes gefiel mir wohl. In banger Erwartung sahen wir die Nacht herankommen. Neben der Kajüte war ein kleines Kämmerchen, dorthin beschlossen wir uns zurückzuziehen. Wir bohrten mehrere Löcher in die Türe, hinlänglich groβ, um durch sie die ganze Kajüte zu überschauen, dann verschlossen wir die Türe, so gut es ging, von innen, und Ibrahim schrieb den Namen des Propheten in alle vier Ecken. So erwarteten wir die Schrecken der Nacht. Es mochte wieder ungefähr elf Uhr sein, als es mich gewaltig zu schläfern anfing. Mein Gefährte riet mir daher, einige Sprüche des Korans zu beten, was mir auch half. Mit einem Male schien es oben lebhaft zu werden. Die Taue knarrten, Schritte gingen über das Verdeck, und mehrere Stimmen waren deutlich zu unterscheiden. Mehrere Minuten hatten wir so in gespannter Erwartung gesessen, da hörten wir jemand die Treppe der Kajüte herabkommen. Als dies der Alte hörte, fing er an, den Spruch, den ihn sein Groβvater gegen Spuk und Zauberei gelehrt hatte, herzusagen:
- «Kommt ihr herab aus der Luft,
- Steigt ihr aus tiefem Meer,
- Schlieft ihr in dunkler Gruft,
- Stammt ihr vom Feuer her:
- Allah ist euer Herr und Meister,
- ihm sind gehorsam alle Geister».
Ich muβ gestehen, ich glaubte gar nicht recht an diesen Spruch, und mir stieg das Haar zu Berg, als die Tür aufflog. Herein trat jener groβe, stattliche Mann, den ich am Mastbaum angenagelt gesehen hatte. Der Nagel ging ihm auch jetzt mitten durchs Hirn, das Schwert aber hatte er in die Scheide gesteckt. Hinter ihm trat noch ein anderer herein, weniger kostbar gekleidet, auch ihn hatte ich oben liegen sehen. Der Kapitano, denn dies war er unverkennbar, hatte ein bleiches Gesicht, einen groβen, schwarzen Bart, wildrollende Augen, mit denen er sich im ganzen Gemach umsah. Ich konnte ihn ganz deutlich sehen, als er an unserer Türe vorüberging. Er aber schien gar nicht auf die Türe zu achten, die uns verbarg.
Beide setzten sich an den Tisch, der in der Mitte der Kajüte stand, und sprachen laut und fast schreiend miteinander in einer unbekannten Sprache. Sie wurden immer lauter und eifriger, bis endlich der Kapitano mit geballter Faust auf den Tisch hineinschlug, daβ das Zimmer dröhnte. Mit wildem Gelächter sprang der andere auf und winkte dem Kapitano, ihm zu folgen. Dieser stand auf, riβ seinen Säbel aus der Scheide, und beide verlieβen das Gemach.
Wir atmeten freier, als sie weg waren, aber unsere Angst hatte noch lange kein Ende. Immer lauter und lauter wurdе es auf dem Verdeck. Man hörte eilends hin und her laufen und schreien, lachen und heulen. Endlich ging ein wahrhaft höllischer Lärm los, so daβ wir glaubten, das Verdeck mit allen Segeln komme zu uns herab, Waffengeklirr und Geschrei – auf einmal aber tiefe Stille. Als wir es nach vielen Stunden wagten hinaufzugehen, trafen wir alles wie sonst, nicht einer lag anders als früher. Alle waren steif wie Holz.
So waren wir mehrere Tage auf dem Schiffe. Еs ging immer nach Osten, wohin zu, nach meiner Berechnung, Land liegen muβte. Аber wenn es auch bei Tag viele Meilen zurückgelegt hatte, bei Nacht schien es immer wieder zurückzukehren, denn wir befanden uns immer wieder am nämlichen Fleck, wenn die Sonne aufging. Wir konnten uns dies nicht anders erklären, als daβ die Toten jede Nacht mit vollem Winde zurücksegelten. Um nun dies zu verhüten, zogen wir, ehe es Nacht wurde, alle Segel ein und wandten dasselbe Mittel an, wie bei der Türe in der Kajüte. Wir schrieben den Namen des Propheten auf Pergament und auch das Sprüchlein des Groβvaters dazu, und banden es um die eingezogenen Segel. Ängstlich warteten wir in unserem Kämmerchen den Erfolg ab. Der Spuk schien diesmal noch ärger zu toben, aber siehe, am anderen Morgen waren die Segel noch aufgerollt, wie wir sie verlassen hatten. Wir spannten den Tag über nur so viele Segel auf, als nötig waren, das Schiff sanft fortzutreiben, und so legten wir in fünf Tagen eine gute Strecke zurück.
Endlich, am Morgen des sechsten Tages, entdeckten wir in geringer Ferne Land, und wir dankten Allah und seinem Propheten für unsere wunderbare Rettung. Diesen Tag und die folgende Nacht trieben wir an einer Küste hin, und am siebenten Morgen glaubten wir in geringer Entfernung eine Stadt zu entdecken. Wir lieβen mit vieler Mühe einen Anker in die See, der alsobald Grund faβte, setzten ein kleines Boot, das auf dem Verdeck stand, aus, und ruderten mit aller Macht der Stadt zu. Nach einer halben Stunde liefen wir in einen Fluβ ein, der sich in die See ergoβ, und stiegen ans Ufer.
Am Stadttor erkundigten wir uns, wie die Stadt heiβe, und erfuhren, daβ es eine indische Stadt sei, nicht weit von der Gegend, wohin ich zuerst zu schiffen willens war. Wir begaben uns in eine Karawanserei und erfrischten uns von unserer abenteuerlichen Reise. Ich forschte daselbst auch nach einem weisen und verständigen Manne, indem ich dem Wirt zu verstehen gab, daβ ich einen solchen haben möchte, der sich ein wenig auf Zauberei verstehe. Er führte mich in eine abgelegene Straβe, an ein unscheinbares Haus, pochte an, und man lieβ mich eintreten mit der Weisung, ich solle nur nach Muley fragen.
In dem Hause kam mir ein altes Männlein mit grauem Bart und langer Nase entgegen und fragte nach meinem Begehr. Ich sagte ihm, ich suche den weisen Muley, und er antwortete mir, er sei es selbst. Ich fragte ihn nun um Rat, was ich mit den Toten machen solle, und wie ich es angreifen müsse, um sie aus dem Schiff zu bringen. Er antwortete mir, die Leute des Schiffes seien wahrscheinlich wegen irgendeines Frevels auf das Meer verzaubert. Er glaube, der Zauber werde sich lösen, wenn man sie ans Land bringe. Dies könne aber nicht geschehen, als wenn man die Bretter, auf denen sie liegen, losmache.
Mir gehöre, von Gott und Rechts wegen, das Schiff samt allen Gütern, weil ich es gleichsam gefunden habe, doch solle ich alles sehr geheimhalten, und ihm ein kleines Geschenk von meinem Überfluβ machen. Er wolle dafür mit seinen Sklaven mir behilflich sein, die Toten wegzuschaffen. Ich versprach, ihn reichlich zu belohnen, und wir machten uns mit fünf Sklaven, die mit Sägen und Beilen versehen waren, auf den Weg. Unterwegs konnte der Zauberer Muley unseren glücklichen Einfall, die Segel mit den Sprüchen des Korans zu umwinden, nicht genug loben. Er sagte, es sei dies das einzige Mittel gewesen, uns zu retten.
Es war noch ziemlich früh am Tage, als wir beim Schiff ankamen. Wir machten uns alle sogleich ans Werk, und in einer Stunde lagen schon vier in dem Nachen. Einige der Sklaven muβten sie an Land rudern, um sie dort zu verscharren. Sie erzählten, als sie zurückkamen, die Toten hätten ihnen die Mühe des Begrabens erspart, indem sie, sowie man sie auf die Erde gelegt habe, in Staub zerfallen seien. Wir fuhren fort, die Toten abzusägen, und bis vor Abend waren alle an Land gebracht.
Es war endlich keiner mehr an Bord als der, welcher am Mast angenagelt war. Umsonst suchten wir den Nagel aus dem Holze zu ziehen, keine Gewalt vermochte ihn auch nur ein Haarbreit zu verrücken. Ich wuβte nicht, was anzufangen war. Man konnte doch nicht den Mastbaum abhauen, um ihn ans Land zu führen. Doch aus dieser Verlegenheit half Muley. Er lieβ schnell einen Sklaven an Land rudern, um einen Topf mit Erde zu bringen. Als dieser herbeigeholt war, sprach der Zauberer geheimnisvolle Worte darüber aus, und schüttete die Erde auf das Haupt des Toten. Sogleich schlug dieser die Augen auf, holte tief Atem, und die Wunde des Nagels in seiner Stirne fing an zu bluten. Wir zogen den Nagel jetzt leicht heraus, und der Verwundete fiel einem Sklaven in die Arme.
«Wer hat mich hierhergeführt?», sprach er, nachdem er sich ein wenig erholt zu haben schien.
Muley zeigte auf mich, und ich trat zu ihm.
«Dank dir, unbekannter Fremdling, du hast mich von langen Qualen errettet. Seit fünfzig Jahren schifft mein Leib durch diese Wogen, und mein Geist war verdammt, jede Nacht in ihn zurückzukehren. Aber jetzt hat mein Haupt die Erde berührt, und ich kann versöhnt zu meinen Vätern gehen».
Ich bat ihn, uns doch zu sagen, wie er zu diesem schrecklichen Zustand gekommen sei, und er sprach:
«Vor fünfzig Jahren war ich ein mächtiger, angesehener Mann und wohnte in Algier. Die Sucht nach Gewinn trieb mich, ein Schiff auszurüsten und Seeraub zu treiben. Ich hatte dieses Geschäft schon einige Zeit fortgeführt, da nahm ich einmal auf Zante einen Derwisch an Bord, der umsonst reisen wollte. Ich und meine Gesellen waren rohe Leute und achteten nicht auf die Heiligkeit des Mannes. Vielmehr trieb ich mein Gespött mit ihm. Als er aber einst in heiligem Eifer mir meinen sündigen Lebenswandel verwiesen hatte, übermannte mich nachts in meiner Kajüte, als ich mit meinem Steuermann viel getrunken hatte, der Zorn.
Wütend über das, was mir ein Derwisch gesagt hatte, und was ich mir von keinem Sultan hätte sagen lassen, stürzte ich aufs Verdeck und stieβ ihm meinen Dolch in die Brust. Sterbend verwünschte er mich und meine Mannschaft, nicht sterben und nicht leben zu können, bis wir unser Haupt auf die Erde legten. Der Derwisch starb, und wir warfen ihn in die See und verlachten seine Drohungen, aber noch in derselben Nacht erfüllten sich seine Worte. Ein Teil meiner Mannschaft empörte sich gegen mich. Mit fürchterlicher Wut wurde gestritten, bis meine Anhänger unterlagen, und ich an den Mast genagelt wurde. Aber auch die Empörer erlagen ihren Wunden, und bald war mein Schiff nur ein groβes Grab. Auch mir brachen die Augen, mein Atem hielt an, und ich meinte zu sterben. Aber es war nur eine Erstarrung, die mich gefesselt hielt. In der nächsten Nacht, zur nämlichen Stunde, da wir den Derwisch in die See geworfen hatten , erwachten ich und alle meine Genossen. Das Leben war zurückgekehrt, aber wir konnten nichts tun und sprechen, als was wir in jener Nacht gesprochen und getan hatten. So segeln wir seit fünfzig Jahren, können nicht leben, nicht sterben, denn wie konnten wir das Land erreichen? Mit toller Freude segelten wir allemal mit vollen Segeln in den Sturm, weil wir hofften, endlich an einer Klippe zu zerschellen, und das müde Haupt auf dem Grund des Meeres zur Ruhe zu legen. Es ist uns nicht gelungen. Jetzt aber werde ich sterben. Noch einmal meinen Dank, unbekannter Retter, wenn Schätze dich lohnen können, so nimm mein Schiff als Zeichen meiner Dankbarkeit».
Der Kapitano lieβ sein Haupt sinken, als er so gesprochen hatte, und verschied. Sogleich zerfiel er auch, wie seine Gefährten, in Staub. Wir sammelten diesen in ein Kästchen und begruben ihn an Land, aus der Stadt nahm ich aber Arbeiter, die mir mein Schiff in guten Zustand setzten.
Nachdem ich die Waren, die ich an Bord hatte, gegen andere mit groβem Gewinn eingetauscht hatte, mietete ich Matrosen, beschenkte meinen Freund Muley reichlich und schiffte mich nach meinem Vaterlande ein. Ich machte aber einen Umweg, indem ich an vielen Inseln und Ländern landete und meine Waren zu Markt brachte. Der Prophet segnete mein Unternehmen. Nach dreiviertel Jahren lief ich, noch einmal so reich, als mich der sterbende Kapitän gemacht hatte, in Balsora ein. Meine Mitbürger waren erstaunt über meine Reichtümer und mein Glück, und glaubten nicht anders, als daβ ich das Diamantental des berühmten Reisenden Sindbad gefunden habe. Ich lieβ sie in ihrem Glauben. Von nun an aber muβten die jungen Leute von Balsora, wenn sie kaum achtzehn Jahre alt waren, in die Welt hinaus, um, gleich mir, ihr Glück zu machen. Ich aber lebte ruhig und in Frieden, und alle fünf Jahre mache ich eine Reise nach Mekka, um dem Herrn an heiliger Stätte für seinen Segen zu danken, und für den Kapitano und seine Leute zu bitten, daβ er sie in sein Paradies aufnehme.
Рассказ о корабле привидений
Мой отец имел в Бальсоре небольшую лавку. Он был ни беден ни богат и был одним из тех людей, которые неохотно решаются на что-нибудь, из страха потерять то немногое, что имеют. Он воспитывал меня просто и хорошо и скоро достиг того, что я мог помогать ему. Как раз в то время, когда мне было восемнадцать лет и когда он совершил первое более крупное дело, он умер, вероятно от печали, что вверил морю тысячу золотых.
Вскоре после этого я должен был считать его смерть счастливой, так как спустя немного недель пришло известие, что корабль, на который мой отец отдал свои товары, пошел ко дну. Но эта неудача не могла сломить моего юношеского мужества. Я окончательно превратил в деньги все, что оставил мой отец, и отправился испытать свое счастье на чужбине; меня сопровождал только старый слуга моего отца, который по старинной привязанности не хотел расстаться со мной и моей судьбой.
В гавани Бальсоры мы сели на корабль при благоприятном ветре. Корабль, на котором я купил себе место, направлялся в Индию. Мы проехали обычной дорогой уже пятнадцать дней, когда капитан объявил нам о буре. Он был задумчив, потому что в этом месте он, по-видимому, недостаточно знал фарватер, чтобы спокойно встретить бурю. Он велел убрать все паруса, и мы поплыли совсем тихо.
Наступила ночь, было светло и холодно, и капитан уже думал, что обманулся в признаках бури. Вдруг вблизи нашего корабля пронесся другой корабль, которого мы раньше не видали. С его палубы раздавалось дикое ликование и крик, чему я в этот страшный час перед бурей немало удивился. А капитан рядом со мной побледнел как смерть.
– Мой корабль погиб! – воскликнул он. – Там носится смерть!
Еще прежде чем я мог спросить его об этом странном восклицании, уже вбежали с воплем и криком матросы.
– Видели вы его? – кричали они. – Теперь мы погибли!
Капитан велел читать вслух утешительные изречения из Корана и сам встал к рулю. Но напрасно! Видимо, буря разбушевалась, и не прошло часа, как корабль затрещал и остановился. Были спущены лодки, и едва спаслись последние матросы, как корабль на наших глазах пошел ко дну, и я нищим оказался в открытом море. Но несчастью еще не было конца. Буря стала свирепствовать страшнее; лодкой уж нельзя было управлять. Я крепко обнял своего старого слугу, и мы пообещали никогда не покидать друг друга.
Наконец наступил день. Но с первым проблеском утренней зари ветер подхватил лодку, в которой мы сидели, и опрокинул ее. Никого из своих моряков я уж не видал. Падение оглушило меня, а когда я очнулся, то находился в объятиях своего старого верного слуги, который влез на опрокинутую лодку и вытащил за собою меня.
Буря улеглась. От нашего корабля ничего уж не было видно, но недалеко от себя мы заметили другой корабль, к которому волны несли нас. Когда мы приблизились, я узнал тот самый корабль, который ночью пронесся мимо нас и который навел на капитана такой страх. Я почувствовал странный ужас перед этим кораблем. Заявление капитана, которое так страшно подтвердилось, и безлюдный вид корабля, на котором никто не показывался, как близко мы ни подплывали, как громко ни кричали, испугали меня. Однако это было нашим единственным средством спасения, поэтому мы восхвалили Пророка, который так чудесно сохранил нас.
На носу корабля свешивался длинный канат. Мы стали руками и ногами грести, чтобы схватить его. Наконец это удалось. Я еще раз возвысил голос, но на корабле все оставалось тихо. Тогда мы стали взбираться по канату наверх; я, как более молодой, – впереди. О ужас! Какое зрелище представилось моим глазам, когда я вступил на палубу! Пол был красным от крови; на нем лежало двадцать или тридцать трупов в турецких одеждах; у средней мачты стоял человек, богато одетый и с саблей в руке, но его лицо было бледно и искажено, а через лоб проходил большой гвоздь, которым он был прибит к мачте, и он был мертв.
Ужас сковал мои шаги, я едва смел дышать. Наконец и мой спутник взошел наверх. И его поразил вид палубы, на которой совсем не было видно ничего живого, но лишь столько ужасных мертвецов. Наконец, помолившись в душевном страхе Пророку, мы решили пройти дальше. На каждом шагу мы оглядывались, не представится ли чего-нибудь нового, еще ужаснее. Но все оставалось так, как было – нигде ничего живого, кроме нас и океана. Мы даже не решались громко говорить из страха, что мертвый, пригвожденный к мачте, капитан направит на нас свои неподвижные глаза или один из мертвецов повернет голову.
Наконец мы подошли к лестнице, которая вела в трюм. Там мы невольно остановились и посмотрели друг на друга, потому что ни один не решался выразить свои мысли прямо.
– Господин, – сказал мой верный слуга, – здесь произошло что-то ужасное. Однако если даже корабль там внизу наполнен убийцами, все-таки я предпочитаю безусловно сдаться им, чем оставаться среди этих мертвецов.
Я думал так же, как он. Мы собрались с духом и стали спускаться вниз, исполненные ожидания. Но и здесь была мертвая тишина, и только наши шаги раздавались на лестнице. Мы стали у двери каюты. Я приложил ухо к двери и прислушался; ничего не было слышно. Я отворил. В комнате все было вверх дном. Одежда, оружие и утварь – все лежало в беспорядке. Должно быть, команда или по крайней мере капитан недавно бражничали, потому что все было еще разбросано. Мы пошли дальше, из помещения в помещение, из комнаты в комнату; везде мы находили чудные запасы шелка, жемчуга, сахара. При виде этого я был вне себя от радости: ведь так как на корабле никого нет, думал я, то все можно присвоить себе. Но Ибрагим обратил мое внимание на то, что мы, вероятно, еще очень далеко от земли, до которой одни и без человеческой помощи не сможем добраться.
Мы подкрепились кушаньями и напитками, которые нашли в изобилии, и наконец опять поднялись на палубу. Но здесь мы все время дрожали от ужасного вида трупов. Мы решили избавиться от них и выбросить их за борт. Но как страшно нам стало, когда оказалось, что ни один труп нельзя сдвинуть с места. Они лежали на полу как заколдованные, и чтобы удалить их, пришлось бы поднимать пол палубы, а для этого у нас не было инструментов. Капитана тоже нельзя было оторвать от мачты; мы даже не могли вырвать саблю из его окоченевшей руки.
Мы провели день, печально размышляя о своем положении; когда же стала наступать ночь, я позволил старому Ибрагиму лечь спать. Сам я хотел бодрствовать на палубе, чтобы понять, как мы можем спастись. Но когда взошла луна и я по звездам рассчитал, что, вероятно, сейчас одиннадцатый час, мною овладел такой непреодолимый сон, что я невольно навзничь упал за бочку, которая стояла на палубе. Впрочем, это было скорее оцепенение, чем сон, потому что я ясно слышал удары волн о бок корабля и треск и свист парусов от ветра. Вдруг мне показалось, что я слышу голоса и человеческие шаги по палубе. Я хотел приподняться, чтобы посмотреть, но невидимая сила сковала мои члены – я даже не мог открыть глаз. А голоса становились все яснее; мне казалось, будто по палубе бродит веселый экипаж, а иногда казалось, что я слышу громкий голос командира, причем ясно слышал, как поднимали и опускали канаты и паруса. Но мало-помалу я терял сознание и впадал во все более глубокий сон, во время которого слышал только шум оружия. Проснулся я лишь тогда, когда солнце стояло уже очень высоко и жгло мне лицо.
Я с удивлением посмотрел вокруг себя. Буря, корабль, мертвецы и то, что я слышал в эту ночь, представлялось мне сном; но когда я поднял взор, я нашел все как вчера. Мертвецы лежали неподвижно, неподвижен был прибитый к мачте капитан. Я посмеялся над своим сном и встал, чтобы разыскать своего старика.
Он очень задумчиво сидел в каюте.
– Господин! – воскликнул он, когда я вошел к нему. – Я предпочел бы лежать глубоко на дне моря, чем провести еще ночь на этом заколдованном корабле!
Я спросил его о причине его печали, и он отвечал мне:
– Проспав несколько часов, я проснулся и услыхал, что над моей головой кто-то бегает взад и вперед. Сперва я подумал, что это вы; но наверху бегали по крайней мере двадцать человек, притом я слышал возгласы и крики. Наконец по лестнице раздались тяжелые шаги. Потом я ничего уж не сознавал; лишь по временам сознание на несколько минут возвращалось ко мне, и тогда я видел, что тот самый человек, который наверху пригвожден к мачте, сидит там, за тем столом, поет и пьет; а тот, который в ярко-красной одежде лежит на полу недалеко от него, сидит около него и пьет вместе с ним.
Так рассказал мне мой старый слуга.
Вы можете поверить мне, друзья мои, что на душе у меня было не очень хорошо; ведь это был не обман, ведь и я отлично слышал мертвецов. Плавать в таком обществе мне было страшно. А мой Ибрагим опять погрузился в глубокую задумчивость.
– Теперь я, кажется, припомнил! – воскликнул он наконец.
Он вспомнил заклинание, которому его научил дедушка, опытный, много путешествовавший человек. Оно должно было помогать против всякой нечистой силы и колдовства; при этом он утверждал, что тот неестественный сон, который овладел нами, в следующую ночь можно отвратить, если очень усердно читать изречения из Корана.
Предложение старика мне очень понравилось. Мы со страхом стали ожидать наступления ночи. Около каюты была маленькая каморка, куда мы решили забраться. В двери мы просверлили несколько отверстий, достаточно больших, чтобы через них видеть всю каюту. Затем мы как можно лучше заперли изнутри дверь, а Ибрагим во всех четырех углах написал имя Пророка. Так мы стали ожидать ночных ужасов. Было, вероятно, опять около одиннадцати часов, когда меня стало сильно клонить ко сну. Поэтому мой товарищ посоветовал мне прочесть несколько изречений из Корана, что мне и помогло. Вдруг нам показалось, что наверху становится оживленнее: затрещали канаты, по палубе раздались шаги и можно было ясно различить голоса. В таком напряженном ожидании мы просидели несколько минут, а затем услыхали, что по лестнице каюты кто-то спускается. Когда старик услыхал это, он начал произносить заклинание, которому его научил дедушка – заклинание против нечистой силы и колдовства:
- Из поднебесья ль вы спускаетесь,
- Со дна ль морского поднимаетесь,
- В темной ли могиле вы спали,
- От огня ли начало вы взяли,
- У вас повелитель один,
- Аллах – ваш господин;
- Все вы покорны ему.
Я должен признаться, что совсем не верил в это заклинание, и у меня дыбом встали волосы, когда распахнулась дверь. Вошел тот высокий, статный человек, которого я видел пригвожденным к мачте. Гвоздь и теперь проходил у него через мозг, но меч был вложен в ножны. За ним вошел еще другой, менее богато одетый – и его я видел лежащим наверху. У капитана, ведь это, несомненно, был он, было бледное лицо, большая черная борода и дико блуждающие глаза, которыми он оглядывал всю комнату. Когда он проходил мимо нашей двери, я мог видеть его совершенно ясно, а он, казалось, совсем не обращал внимания на дверь, которая скрывала нас. Оба сели за стол, стоявший посредине каюты, и громко, почти крича, заговорили между собой на незнакомом языке. Они становились все шумнее и сердитее, пока наконец капитан не ударил кулаком по столу, так что комната задрожала. Другой с диким смехом вскочил и сделал капитану знак следовать за ним. Капитан встал, выхватил из ножен саблю, и оба оставили комнату. Когда они ушли, мы вздохнули свободнее; но нашему страху еще долго не было конца. На палубе становилось все шумнее и шумнее. Послышалось торопливое беганье взад и вперед, крик, смех и вопли. Наконец поднялся поистине адский шум, так что мы думали, что палуба со всеми парусами упадет на нас, бряцание оружия и крик – и вдруг наступила глубокая тишина. Когда мы спустя много часов решились взойти наверх, мы нашли все по-прежнему: ни один труп не лежал иначе, нежели раньше. Все были неподвижны, как деревянные.
Так мы пробыли на корабле несколько дней. Он шел все на восток, туда, где по моему расчету должна была лежать земля; но если даже днем он проходил много миль, то ночью, по-видимому, всегда возвращался назад, потому что, когда всходило солнце, мы находились всегда опять на том же месте. Мы могли объяснить себе это не иначе как тем, что мертвецы каждую ночь на всех парусах плыли назад. Чтобы предотвратить это, мы до наступления ночи убрали все паруса и прибегли к тому же средству, как у двери в каюте: мы написали на пергаменте имя Пророка, а также заклинание дедушки, и привязали его к собранным парусам. Мы со страхом стали ожидать в своей каморке последствий. Нечистая сила неистовствовала на этот раз, казалось, еще злобнее; но на другое утро паруса были еще скатаны, как мы их оставили. В течение дня мы поднимали лишь столько парусов, сколько было необходимо, чтобы корабль тихо плыл дальше, и таким образом за пять дней прошли хорошее расстояние.
Наконец утром шестого дня мы на незначительном расстоянии заметили землю и возблагодарили Аллаха и его Пророка за свое чудесное спасение. Этот день и следующую ночь мы плыли у берега, а на седьмое утро нам показалось, что недалеко виднеется город. С большим трудом мы бросили в море якорь, который тотчас захватил землю, спустили маленькую лодку, стоявшую на палубе, и изо всей силы стали грести к городу. Спустя полчаса мы вошли в реку, которая вливалась в море, и вступили на берег. В городских воротах мы осведомились, как называется город, и узнали, что это индийский город, недалеко от того места, куда я сперва хотел ехать. Мы отправились в караван-сарай и подкрепились после своего путешествия, исполненного приключений. Там же я стал спрашивать о каком-нибудь мудром и разумном человеке, давая хозяину понять, что мне нужен такой, который немного понимает в колдовстве. Он повел меня на отдаленную улицу, к невзрачному дому, постучался, и меня впустили, с указанием, что я должен спросить Мулея.
В доме навстречу мне вышел старый человечек с седой бородой и длинным носом. Он спросил, что мне надо. Я сказал ему, что ищу мудрого Мулея, и он отвечал мне, что это он сам. Я спросил у него совета, что мне сделать с мертвецами и как мне взяться за дело, чтобы снять их с корабля. Он отвечал мне, что люди на корабле, вероятно, заколдованы за какое-нибудь злодеяние относительно моря. Он думает, что колдовство будет разрушено, если принести их на землю, а это можно сделать, только вырвав доски, на которых они лежат.
По всей правде и справедливости корабль вместе со всеми товарами принадлежит мне, потому что я, так сказать, нашел его, но я должен все держать в большой тайне и сделать ему маленький подарок. За это он прикажет своим рабам убрать мертвецов. Я обещал щедро наградить его, и с пятью рабами, снабженными топорами и пилами, мы отправились в дорогу. По дороге волшебник Мулей очень хвалил нашу счастливую выдумку обертывать паруса изречениями из Корана. Он сказал, что это было единственным средством нашего спасения.
Когда мы прибыли на корабль, было еще довольно рано. Мы все тотчас же принялись за дело, и через час в челноке уже лежали четыре трупа. Некоторые из рабов должны были отвезти их на землю, чтобы там зарыть их. Вернувшись, они рассказали, что мертвецы избавили от труда погребать их, рассыпавшись в пыль, как только их положили на землю. Мы продолжали отпиливать мертвецов, и до вечера все они были свезены на землю. Наконец на борту никого больше не было, кроме пригвожденного к мачте. Мы напрасно старались вытащить из дерева гвоздь, никакая сила не могла подвинуть его даже на волос. Я не знал, что делать – нельзя же было срубить мачту, чтобы отвезти ее на землю! Но в этом затруднении помог Мулей. Он быстро велел рабу съездить на берег и привезти горшок земли. Когда горшок был привезен, волшебник произнес над ним таинственные слова и высыпал землю на голову мертвеца. Последний тотчас открыл глаза и глубоко вздохнул, а на лбу из раны от гвоздя потекла кровь. Теперь мы легко вытащили гвоздь, и раненый упал на руки одного из рабов.
– Кто привез меня сюда? – спросил он, немного придя, по-видимому, в чувство.
Мулей указал на меня, и я подошел к нему.
– Благодарю тебя, неизвестный чужестранец, ты избавил меня от долгих мучений. Уже пятьдесят лет мое тело плавает по этим волнам, а моя душа была осуждена каждую ночь возвращаться в него. Но теперь моя голова коснулась земли, и я, примирившись, могу наконец пойти к своим отцам.
Я попросил его сказать все-таки нам, как он дошел до этого ужасного состояния, и он рассказал:
– Пятьдесят лет тому назад я был могущественным, знатным человеком и жил в Алжире; страсть к наживе заставила меня снарядить корабль и заняться морским разбоем. Я продолжал это занятие уже много времени, и вот однажды на острове Занте я взял на корабль дервиша, который хотел ехать даром. Я и мои товарищи были грубыми людьми и не уважали святости этого человека; я даже насмехался над ним. А когда он однажды, ночью в каюте, когда я со своим штурманом много выпил, в святом рвении упрекнул меня моим грешным образом жизни,– мною овладел гнев.
Взбешенный тем, что сказал мне дервиш и чего я не позволил бы сказать мне ни одному султану, я бросился на палубу и вонзил ему в грудь свой кинжал. Умирая, он проклял меня и мой экипаж, чтобы нам не умирать и не жить, до тех пор, пока мы не положим своей головы на землю. Дервиш умер, мы выбросили его в море и осмеяли его угрозы. Но его слова исполнились в ту же ночь. Часть моего экипажа восстала против меня. Борьба шла со страшной яростью, пока мои приверженцы не полегли, а я не был пригвожден к мачте. Но и мятежники погибли от ран, и скоро мой корабль был только большой могилой. У меня тоже помутились глаза, остановилось дыхание. Я думал, что умру. Но это было только оцепенение, которое сковало меня. На следующую ночь, в тот самый час, когда мы бросили дервиша в море, я и все мои товарищи проснулись. Жизнь возвратилась к нам, но мы могли делать и говорить только то, что говорили и делали в ту ночь. Так мы плаваем уже пятьдесят лет, не можем ни жить, ни умереть; в самом деле, как мы могли достигнуть земли? С безумной радостью мы всегда плыли на всех парусах в бурю, надеясь разбиться наконец об утес и сложить усталую голову на дне моря. Это нам не удавалось. Но теперь я умру. Еще раз благодарю тебя, неведомый спаситель! Если сокровища могут наградить тебя, то в знак благодарности возьми мой корабль!
Сказав это, капитан склонил свою голову и умер. И он, как и его товарищи, тотчас же рассыпался в пыль. Мы собрали ее в ящичек и зарыли на берегу, а из города я взял работников, которые привели мой корабль в хорошее состояние.
С большой выгодой обменяв товары, находившиеся у меня на корабле, на другие, я нанял матросов, щедро одарил своего друга Мулея и отплыл в свое отечество. Но я сделал крюк, приставая ко многим островам и странам и вынося свои товары на рынок. Пророк благословил мое предприятие. Спустя три четверти года я приехал в Бальсору вдвое богаче, чем сделал меня умерший капитан. Мои сограждане были изумлены моими богатствами и моим счастьем и не сомневались в том, что я нашел алмазную долину знаменитого путешественника Синдбада. Я оставил их в этой уверенности, но с этих пор молодые люди Бальсоры, едва достигнув восемнадцати лет, должны были отправляться по свету, чтобы, подобно мне, составить свое счастье. А я живу спокойно и мирно и каждые пять лет совершаю путешествие в Мекку, чтобы в святом месте благодарить Аллаха за его благословение и просить за капитана и его людей, чтобы Он принял их в свой рай.
Die Geschichte von dem kleinen Muck
In Nicea, meiner lieben Vaterstadt, wohnte ein Mann, den man den kleinen Muck hieβ. Ich kann mir ihn, ob ich gleich damals noch sehr jung war, noch recht wohl denken, besonders weil ich einmal von meinem Vater wegen seiner halbtot geprügelt wurde. Der kleine Muck nämlich war schon ein alter Geselle, als ich ihn kannte. Doch war er nur drei bis vier Schuh hoch, dabei hatte er eine sonderbare Gestalt, denn sein Leib, so klein und zierlich er war, muβte einen Kopf tragen, viel gröβer und dicker als der Kopf anderer Leute. Еr wohnte ganz allein in einem groβen Haus und kochte sich sogar selbst, auch hätte man in der Stadt nicht gewuβt, ob er lebe oder gestorben sei, denn er ging nur alle vier Wochen einmal aus, wenn nicht um die Mittagsstunde ein mächtiger Dampf aus dem Hause aufgestiegen wäre. Doch sah man ihn oft abends auf seinem Dache auf und ab gehen, von der Straβe aus glaubte man aber, nur sein groβer Kopf allein laufe auf dem Dache umher.
Ich und meine Kameraden waren böse Buben, die jedermann gerne neckten und belachten, daher war es uns allemal ein Festtag, wenn der kleine Muck ausging. Wir versammelten uns an dem bestimmten Tage vor seinem Haus und warteten, bis er herauskam. Wenn dann die Türe aufging und zuerst der groβe Kopf mit dem noch gröβeren Turban herausguckte, wenn das übrige Körperlein nachfolgte, angetan mit einem abgeschabten Mäntelein, weiten Beinkleidern und einem breiten Gürtel, an welchem ein langer Dolch hing, so lang, daβ man nicht wuβte, ob Muck an dem Dolch, oder der Dolch an Muck stak, wenn er so heraustrat, da ertönte die Luft von unserem Freudengeschrei.
Wir warfen unsere Mützen in die Höhe und tanzten wie toll um ihn her. Der kleine Muck aber grüβte uns mit ernsthaftem Kopfnicken und ging mit langsamen Schritten die Straβe hinab. Wir Knaben liefen hinter ihm her und schrien immer: «Kleiner Muck, kleiner Muck!». Auch hatten wir ein lustiges Verslein, das wir ihm zu Ehren, hier und da sangen, es hieβ:
- «Kleiner Muck, kleiner Muck,
- Wohnst in einem groβen Haus,
- Gehst nur all vier Wochen aus,
- Bist ein braver, kleiner Zwerg,
- Hast ein Köpflein wie ein Berg,
- Schau dich einmal um und guck,
- Lauf und fang uns, kleiner Muck!»
So hatten wir schon oft unsere Kurzweil getrieben, und zu meiner Schande muβ ich es gestehen, ich trieb’s am ärgsten, denn ich zupfte ihn oft am Mäntelein, und einmal trat ich ihm auch von hinten auf die groβen Pantoffeln, daβ er hinfiel. Dies kam mir nun höchst lächerlich vor, aber das Lachen verging mir, als ich den kleinen Muck auf meines Vaters Haus zugehen sah. Er ging richtig hinein und blieb einige Zeit dort. Ich versteckte mich an der Haustüre und sah den Muck wieder herauskommen, von meinem Vater begleitet, der ihn ehrerbietig an der Hand hielt, und an der Türe mit vielen Bücklingen sich von ihm verabschiedete. Mir war gar nicht wohl zumute. Ich blieb daher lange in meinem Versteck, endlich aber trieb mich der Hunger, den ich ärger fürchtete als Schläge, heraus, und demütig und mit gesenktem Kopf trat ich vor meinen Vater.
«Du hast, wie ich höre, den guten Muck beschimpft?», sprach er in sehr ernstem Tone. «Ich will dir die Geschichte dieses Muck erzählen, und du wirst ihn gewiβ nicht mehr auslachen, vor- und nachher aber bekommst du das Gewöhnliche».
Das Gewöhnliche aber waren fünfundzwanzig Hiebe, die er nur allzu richtig aufzuzählen pflegte. Er nahm daher sein langes Pfeifenrohr, schraubte die Bernsteinmundspitze ab, und bearbeitete mich ärger als je zuvor.
Als die Fünfundzwanzig voll waren, befahl er mir, aufzumerken, und erzählte mir von dem kleinen Muck.
Der Vater des kleinen Muck, der eigentlich Muckrah heiβt, war ein angesehener, aber armer Mann hier in Nicea. Er lebte beinahe so einsiedlerisch wie jetzt sein Sohn. Diesen konnte er nicht wohl leiden, weil er sich seiner Zwerggestalt schämte, und lieβ ihn daher auch in Unwissenheit aufwachsen. Der kleine Muck war noch in seinem sechzehnten Jahr ein lustiges Kind, und der Vater, ein ernster Mann, tadelte ihn immer, daβ er, der schon längst die Kinderschuhe zertreten haben sollte, noch so dumm und läppisch sei.
Der Alte tat aber einmal einen bösen Fall, an welchem er auch starb, und den kleinen Muck arm und unwissend zurücklieβ. Die harten Verwandten, denen der Verstorbene mehr schuldig war, als er bezahlen konnte, jagten den armen Kleinen aus dem Hause und rieten ihm, in die Welt hinauszugehen und sein Glück zu suchen. Der kleine Muck antwortete, er sei schon reisefertig, bat sich aber nur noch den Anzug seines Vaters aus, und dieser wurde ihm auch bewilligt. Sein Vater war ein groβer, starker Mann gewesen, daher paβten die Kleider nicht. Muck aber wuβte bald Rat. Еr schnitt ab, was zu lang war, und zog dann die Kleider an. Er schien aber vergessen zu haben, daβ er auch in der Weite davon schneiden müsse, daher sein sonderbarer Aufzug, wie er noch heute zu sehen ist. Der groβe Turban, der breite Gürtel, die weiten Hosen, das blaue Mäntelein, alles dies sind Erbstücke seines Vaters, die er seitdem trägt. Den langen Damaszenerdolch seines Vaters aber steckte er in den Gürtel, ergriff ein Stöcklein und wanderte zum Tor hinaus.
Fröhlich wanderte er den ganzen Tag, denn er war ja ausgezogen, um sein Glück zu suchen. Wenn er eine Scherbe auf der Erde im Sonnenschein glänzen sah, so steckte er sie gewiβ zu sich, im Glauben, daβ sie sich in den schönsten Diamanten verwandeln werde. Sah er in der Ferne die Kuppel einer Moschee wie Feuer strahlen, sah er einen See wie einen Spiegel blinken, so eilte er voll Freude darauf zu, denn er dachte, in einem Zauberland angekommen zu sein. Aber ach! Jene Trugbilder verschwanden in der Nähe, und nur allzubald erinnerten ihn seine Müdigkeit und sein vor Hunger knurrender Magen, daβ er noch im Lande der Sterblichen sich befinde. So war er zwei Tage gereist, unter Hunger und Kummer, und verzweifelte sein Glück zu finden. Die Früchte des Feldes waren seine einzige Nahrung, die harte Erde sein Nachtlager.
Am Morgen des dritten Tages erblickte er von einer Anhöhe eine groβe Stadt. Hell leuchtete der Halbmond auf ihren Zinnen, bunte Fahnen schimmerten auf den Dächern, und schienen den kleinen Muck zu sich herzuwinken. Überrascht stand er stille und betrachtete Stadt und Gegend. «Ja, dort wird Klein-Muck sein Glück finden», sprach er zu sich und machte trotz seiner Müdigkeit einen Luftsprung, «dort oder nirgends». Er raffte alle seine Kräfte zusammen und schritt auf die Stadt zu. Aber obgleich sie ganz nahe schien, konnte er sie doch erst gegen Mittag erreichen, denn seine kleinen Glieder versagten ihm beinahe gänzlich ihren Dienst, und er muβte sich oft in den Schatten einer Palme setzen, um auszuruhen.
Endlich war er an dem Tor der Stadt angelangt. Er legte sein Mäntelein zurecht, band den Turban schöner um, zog den Gürtel noch breiter an und steckte den langen Dolch schiefer. Dann wischte er den Staub von den Schuhen, ergriff sein Stöcklein und ging mutig zum Tor hinein.
Er hatte schon einige Straβen durchwandert, aber nirgends öffnete sich ihm die Türe, nirgends rief man, wie er sich vorgestellt hatte: «Kleiner Muck, komm herein, iβ, trink, und laβ deine Füβlein ausruhen!».
Er schaute gerade auch wieder recht sehnsüchtig zu einem groβen, schönen Haus hinauf; da öffnete sich ein Fenster, eine alte Frau schaute heraus und rief mit singender Stimme:
- «Herbei, herbei!
- Gekocht ist der Brei,
- Den Tisch lieβ ich decken,
- Drum lasst es euch schmecken.
- Ihr Nachbarn herbei,
- Gekocht ist der Brei».
Die Türe des Hauses öffnete sich, und Muck sah viele Hunde und Katzen hineingehen. Er stand einige Augenblicke in Zweifel, ob er der Einladung folgen sollte. Еndlich aber faβte er sich ein Herz und ging ins Haus. Vor ihm her gingen ein paar junge Kätzlein, und er beschloβ, ihnen zu folgen, weil sie vielleicht die Küche besser wüβten als er.
Als Muck die Treppe hinaufgestiegen war, begegnete er jener alten Frau, die zum Fenster herausgeschaut hatte. Sie sah ihn mürrisch an und fragte nach seinem Begehr.
«Du hast ja jedermann zu deinem Brei eingeladen», antwortete der kleine Muck, «und weil ich so gar hungrig bin, bin ich auch gekommen».
Die Alte lachte und sprach:
«Woher kommst du denn, wunderlicher Gesell? Die ganze Stadt weiβ, daβ ich für niemand koche, als für meine lieben Katzen, und hier und da lade ich ihnen Gesellschaft aus der Nachbarschaft ein, wie du siehst».
Der kleine Muck erzählte der alten Frau, wie es ihm nach seines Vaters Tod so hart ergangen sei, und bat sie, ihn heute mit ihren Katzen speisen zu lassen. Die Frau, welcher die treuherzige Erzählung des Kleinen wohl gefiel, erlaubte ihm, ihr Gast zu sein, und gab ihm reichlich zu essen und zu trinken. Als er gesättigt und gestärkt war, betrachtete ihn die Frau lange und sagte dann:
«Kleiner Muck, bleibe bei mir in meinem Dienste! Du hast geringe Mühe und sollst gut gehalten sein».
Der kleine Muck, dem der Katzenbrei geschmeckt hatte, willigte ein und wurde also der Bedienstete der Frau Ahavzi. Er hatte einen leichten, aber sonderbaren Dienst. Frau Ahavzi hatte nämlich zwei Kater und vier Katzen, diesen muβte der kleine Muck alle Morgen den Pelz kämmen und mit köstlichen Salben einreiben. Wenn die Frau ausging, muβte er auf die Katzen Achtung geben, wenn sie aβen, muβte er ihnen die Schüsseln vorlegen, und nachts muβte er sie auf seidene Polster legen und sie mit samtenen Decken einhüllen. Auch waren noch einige kleine Hunde im Haus, die er bedienen muβte, doch wurden mit diesen nicht so viele Umstände gemacht, wie mit den Katzen, welche Frau Ahavzi wie ihre eigenen Kinder hielt.
Übrigens führte Muck ein so einsames Leben, wie in seines Vaters aus, denn auβer der Frau sah er den ganzen Tag nur Hunde und Katzen. Eine Zeitlang ging es dem kleinen Muck ganz gut. Еr hatte immer zu essen und wenig zu arbeiten, und die alte Frau schien recht zufrieden mit ihm zu sein, aber nach und nach wurden die Katzen unartig. Wenn die Alte ausgegangen war, sprangen sie wie besessen in den Zimmern umher, warfen alles durcheinander und zerbrachen manches schöne Geschirr, das ihnen im Weg stand. Wenn sie aber die Frau die Treppe heraufkommen hörten, verkrochen sie sich auf ihre Polster, und wedelten ihr mit den Schwänzen entgegen, аls оb nichts geschehen wäre. Die Frau Ahavzi geriet dann in Zorn, wenn sie ihre Zimmer so verwüstet sah, und schob alles auf Muck, er mochte seine Unschuld beteuern, wie er wollte, sie glaubte ihren Katzen, die so unschuldig aussahen, mehr als ihrem Diener.
Der kleine Muck war sehr traurig, daβ er also auch hier sein Glück nicht gefunden hatte, und beschloβ bei sich, den Dienst der Frau Ahavzi zu verlassen. Da er aber auf seiner ersten Reise erfahren hatte, wie schlecht man ohne Geld lebt, so beschloβ er, den Lohn, den ihm seine Gebieterin immer versprochen, aber nie gegeben hatte, sich auf irgendeine Art zu verschaffen. Es befand sich in dem Hause der Frau Ahavzi ein Zimmer, das immer verschlossen war, und dessen Inneres er nie gesehen hatte. Doch hatte er die Frau oft darin rumoren gehört, und er hätte oft für sein Leben gern gewuβt, was sie dort versteckt habe. Als er nun an sein Reisegeld dachte, fiel ihm ein, daβ dort die Schätze der Frau versteckt sein könnten. Aber immer war die Tür fest verschlossen, und er konnte daher den Schätzen nie beikommen.
Eines Morgens, als die Frau Ahavzi ausgegangen war, zupfte ihn eines der Hundlein, welches von der Frau immer sehr stiefmütterlich behandelt wurde, dessen Gunst er sich aber durch allerlei Liebesdienste in hohem Grade erworben hatte, an seinen weiten Beinkleidern und gebärdete sich dabei, wie wenn Muck ihm folgen sollte. Muck, welcher gerne mit den Hunden spielte, folgte ihm, und siehe da, das Hundlein führte ihn in die Schlafkammer der Frau Ahavzi vor eine kleine Türe, die er nie zuvor dort bemerkt hatte. Die Türe war halb offen. Das Hundlein ging hinein, und Muck folgte ihm, und wie freudig war er überrascht, als er sah, daβ er sich in dem Gemach befand, das schon lange das Ziel seiner Wünsche war. Er spähte überall umher, ob er kein Geld finden könne, fand aber nichts. Nur alte Kleider und wunderlich geformte Geschirre standen umher. Eines dieser Geschirre zog seine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es war von Kristall, und schöne Figuren waren darauf ausgeschnitten. Er hob es auf und drehte es nach allen Seiten. Aber, oh Schrecken! Er hatte nicht bemerkt, daβ es einen Deckel hatte, der nur leicht darauf hingesetzt war. Der Deckel fiel herab und zerbrach in tausend Stücke.
Lange stand der kleine Muck vor Schrecken leblos. Jetzt war sein Schicksal entschieden, jetzt muβte er entfliehen, sonst schlug ihn die Alte tot. Sogleich war auch seine Reise beschlossen, und nur noch einmal wollte er sich umschauen, ob er nichts von den Habseligkeiten der Frau Ahavzi zu seinem Marsch brauchen könnte. Da fielen ihm ein Paar mächtig groβe Pantoffeln ins Auge. Sie waren zwar nicht schön, aber seine eigenen konnten keine Reise mehr mitmachen, auch zogen ihn jene wegen ihrer Gröβe an, denn hatte er diese am Fuβ, so muβten ihm hoffentlich alle Leute ansehen, daβ er die Kinderschuhe vertreten habe. Er zog also schnell seine Töffelein aus, und fuhr in die groβen hinein. Ein Spazierstöcklein mit einem schön geschnittenen Löwenkopf schien ihm auch hier allzu müβig in der Ecke zu stehen, er nahm es also mit und eilte zum Zimmer hinaus. Schnell ging er jetzt auf seine Kammer, zog sein Mäntelein an, setzte den väterlichen Turban auf, steckte den Dolch in den Gürtel und lief, so schnell ihn seine Füβe trugen, zum Haus und zur Stadt hinaus. Vor der Stadt lief er, aus Angst vor der Alten, immer weiter fort, bis er vor Müdigkeit beinahe nicht mehr konnte. So schnell war er in seinem Leben nicht gegangen. Jа, es schien ihm, als könne er gar nicht aufhören zu rennen, denn eine unsichtbare Gewalt schien ihn fortzureiβen. Endlich bemerkte er, daβ es mit den Pantoffeln eine eigene Bewandtnis haben müsse, denn diese schossen immer fort und führten ihn mit sich. Er versuchte auf allerlei Weise stillzustehen, aber es wollte nicht gelingen. Da rief er in der höchsten Not, wie man den Pferden zuruft, sich selbst zu: «Oh – oh, halt, oh!». Da hielten die Pantoffeln, und Muck warf sich erschöpft auf die Erde nieder.Die Pantoffeln freuten ihn ungemein. So hatte er sich denn doch durch seine Verdienste etwas erworben, das ihm in der Welt auf seinem Weg das Glück zu suchen, forthelfen konnte. Er schlief trotz seiner Freude vor Erschöpfung ein, denn das Körperlein des kleinen Muck, das einen so schweren Kopf zu tragen hatte, konnte nicht viel aushalten. Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi zu den Pantoffeln verholfen hatte, und sprach zu ihm:
«Lieber Muck, du verstehst den Gebrauch der Pantoffeln noch nicht recht. Wisse, wenn du dich in ihnen dreimal auf dem Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst, und mit dem Stöcklein kannst du Schätze finden, denn wo Gold vergraben ist, da wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber zweimal».
So träumte der kleine Muck. Als er aber aufwachte, dachte er über den wunderbaren Traum nach und beschloβ, alsbald einen Versuch zu machen. Er zog die Pantoffeln an, lupfte einen Fuβ und begann sich auf dem Absatz umzudrehen. Wer es aber jemals versucht hat, in einem ungeheuer weiten Pantoffel dieses Kunststück dreimal hintereinander zu machen, der wird sich nicht wundern, wenn es dem kleinen Muck nicht gleich glückte, besonders wenn man bedenkt, daβ ihn sein schwerer Kopf bald auf diese, bald auf jene Seite hinüberzog.
Der arme Kleine fiel einigemal tüchtig auf die Nase, doch lieβ er sich nicht abschrecken, den Versuch zu wiederholen, und endlich glückte es. Wie ein Rad fuhr er auf seinem Absatz herum, wünschte sich in die nächste groβe Stadt, und – die Pantoffeln ruderten hinauf in die Lüfte, liefen mit Windeseile durch die Wolken, und ehe sich der kleine Muck noch besinnen konnte, wie ihm geschah, befand er sich schon auf einem groβen Marktplatz, wo viele Buden aufgeschlagen waren und unzählige Menschen geschäftig hin und her liefen. Er ging unter den Leuten hin und her, hielt es aber für ratsamer, sich in eine einsamere Straβe zu begeben, denn auf dem Markt trat ihm bald da einer auf die Pantoffeln, daβ er beinahe umfiel, bald stieβ er mit seinem weit hinausstehenden Dolch einen oder den anderen an, daβ er mit Mühe den Schlägen entging.
Der kleine Muck bedachte nun ernstlich, was er wohl anfangen könnte, um sich ein Stück Geld zu verdienen. Er hatte zwar ein Stöcklein, das ihm verborgene Schätze anzeigte, aber wo sollte er gleich einen Platz finden, wo Gold oder Silber vergraben wäre? Auch hätte er sich zur Not für Geld sehen lassen können, aber dazu war er doch zu stolz. Endlich fiel ihm die Schnelligkeit seiner Füβe ein. «Vielleicht», dachte er, «können mir meine Pantoffeln Unterhalt gewähren», und er beschloβ, sich als Schnellläufer zu verdingen. Da er aber hoffen durfte, daβ der König dieser Stadt solche Dienste am besten bezahle, so erfragte er den Palast. Unter dem Tor des Palastes stand eine Wache, die ihn fragte, was er hier zu suchen habe. Auf seine Antwort, daβ er einen Dienst suche, wies man ihn zum Aufseher der Sklaven. Diesem trug er sein Anliegen vor und bat ihn, ihm einen Dienst unter den königlichen Boten zu besorgen.
Der Aufseher maβ ihn mit seinen Augen von Kopf bis zu den Füβen und sprach:
«Wie, mit deinen Füβlein, die kaum so lang als eine Spanne sind, willst du königlicher Schnellläufer werden? Hebe dich weg, ich bin nicht dazu da, mit jedem Narren Kurzweil zu machen».
Der kleine Muck versicherte ihm aber, daβ es ihm vollkommen ernst sei mit seinem Antrag, und daβ er es mit dem Schnellsten auf eine Wette ankommen lassen wollte. Dem Aufseher kam die Sache gar lächerlich vor. Еr befahl ihm, sich bis auf den Abend zu einem Wettlauf bereitzuhalten, führte ihn in die Küche und sorgte dafür, daβ ihm gehörig Speis und Trank gereicht wurde. Еr selbst aber begab sich zum König und erzählte ihm vom kleinen Muck und seinem Anerbieten. Der König war ein lustiger Herr, daher gefiel es ihm wohl, daβ der Aufseher der Sklaven den kleinen Menschen zu einem Spaβ behalten habe. Еr befahl ihm, auf einer groβen Wiese hinter dem Schloβ Anstalten zu treffen, daβ das Wettlaufen mit Bequemlichkeit von seinem ganzen Hofstaat könnte gesehen werden, und empfahl ihm nochmals groβe Sorgfalt für den Zwerg zu haben. Der König erzählte seinen Prinzen und Prinzessinnen, was sie diesen Abend für ein Schauspiel haben würden, diese erzählten es wieder ihren Dienern, und als der Abend herankam, war man in gespannter Erwartung, und alles, was Füβe hatte, strömte hinaus auf die Wiese, wo Gerüste aufgeschlagen waren, um den groβsprecherischen Zwerg laufen zu sehen.
Als der König und seine Söhne und Töchter auf dem Gerüst Platz genommen hatten, trat der kleine Muck heraus auf die Wiese und machte vor den hohen Herrschaften eine überaus zierliche Verbeugung. Ein allgemeines Freudengeschrei ertönte, als man des Kleinen ansichtig wurde. Eine solche Figur hatte man dort noch nie gesehen. Das Körperlein mit dem mächtigen Kopf, das Mäntelein und die weiten Beinkleider, der lange Dolch in dem breiten Gürtel, die kleinen Füβlein in den weiten Pantoffeln – nein! Es war zu drollig anzusehen, als daβ man nicht hätte laut lachen sollen. Der kleine Muck lieβ sich aber durch das Gelächter nicht irremachen. Er stellte sich stolz, auf sein Stöcklein gestützt, hin, und erwartete seinen Gegner. Der Aufseher der Sklaven hatte, nach Mucks eigenem Wunsche, den besten Läufer ausgesucht. Dieser trat nun heraus, stellte sich neben den Kleinen, und beide harrten auf das Zeichen. Da winkte Prinzessin Amarza, wie es ausgemacht war, mit ihrem Schleier, und wie zwei Pfeile, auf dasselbe Ziel abgeschossen, flogen die beiden Wettläufer über die Wiese hin.
Von Anfang hatte Mucks Gegner einen bedeutenden Vorsprung, aber dieser jagte ihm auf seinem Pantoffelfuhrwerk nach, holte ihn ein, überfing ihn und stand längst am Ziele, als jener noch, nach Luft schnappend, daherlief. Verwunderung und Staunen fesselten einige Augenblicke die Zuschauer, als aber der König zuerst in die Hände klatschte, da jauchzte die Menge, und alle riefen:
«Hoch lebe der kleine Muck, der Sieger im Wettlauf!».
Man hatte indes den kleinen Muck herbeigebracht. Еr warf sich vor dem König nieder und sprach:
«Groβmächtigster König, ich habe dir hier nur eine kleine Probe meiner Kunst gegeben, wolle nur gestatten, daβ man mir eine Stelle unter deinen Läufern gebe!».
Der König aber antwortete ihm:
«Nein, du sollst mein Leibläufer werden, und immer um meine Person sein, lieber Muck, jährlich sollst du hundert Goldstücke erhalten als Lohn, und an der Tafel meiner ersten Diener sollst du speisen».
So glaubte denn Muck, endlich das Glück gefunden zu haben, das er so lange suchte, und war fröhlich und wohlgemut in seinem Herzen. Auch erfreute er sich der besonderen Gnade des Königs, denn dieser gebrauchte ihn zu seinen schnellsten und geheimsten Sendungen, die er dann mit der gröβten Genauigkeit und mit unbegreiflicher Schnelle besorgte.
Aber die übrigen Diener des Königs waren ihm gar nicht zugetan, weil sie sich ungern durch einen Zwerg, der nichts verstand, als schnell zu laufen, in der Gunst ihres Herrn zurückgesetzt sahen. Sie veranstalteten daher manche Verschwörung gegen ihn, um ihn zu stürzen, aber alle schlugen fehl an dem groβen Zutrauen, das der König in seinen geheimen Oberleibläufer (denn zu dieser Würde hatte er es in so kurzer Zeit gebracht) setzte.
Muck, dem diese Bewegungen gegen ihn nicht entgingen, sann nicht auf Rache, dazu hatte er ein zu gutes Herz. Nein, auf Mittel dachte er, sich bei seinen Feinden notwendig und beliebt zu machen. Da fiel ihm sein Stäblein, das er in seinem Glück auβer acht gelassen hatte, ein. Wenn er Schätze finde, dachte er, würden ihm die Herren schon geneigter werden. Er hatte schon oft gehört, daβ der Vater des jetzigen Königs viele seiner Schätze vergraben habe, als der Feind anrückte. Man sagte auch, er sei darüber gestorben, ohne daβ er sein Geheimnis habe seinem Sohn mitteilen können. Von nun an nahm Muck immer sein Stöcklein mit, in der Hoffnung, einmal an einem Ort vorüberzugehen, wo das Geld des alten Königs vergraben sei.
Eines Abends führte ihn der Zufall in einen entlegenen Teil des Schloβgartens, den er wenig besuchte, und plötzlich fühlte er das Stöcklein in seiner Hand zucken, und dreimal schlug es gegen den Boden. Nun wuβte er schon, was dies zu bedeuten hatte. Er zog daher seinen Dolch heraus, machte Zeichen in die umstellenden Bäume und schlich sich wieder in das Schloβ. Dort verschaffte er sich einen Spaten und wartete die Nacht zu seinem Unternehmen ab.
Das Schatzgraben selbst machte übrigens dem kleinen Muck mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. Seine Arme waren gar zu schwach, sein Spaten aber groβ und schwer, und er mochte wohl schon zwei Stunden gearbeitet haben, ehe er ein paar Fuβ tief gegraben hatte. Endlich stieβ er auf etwas Hartes, das wie Eisen klang. Er grub jetzt emsiger, und bald hatte er einen groβen eisernen Deckel zutage gefördert. Er stieg selbst in die Grube hinab, um nachzuspähen, was wohl der Deckel könnte bedeckt haben, und fand richtig einen groβen Topf, mit Goldstücken angefüllt. Aber seine schwachen Kräfte reichten nicht hin, den Topf zu heben, daher steckte er in seine Beinkleider und seinen Gürtel, so viel er zu tragen vermochte, und auch sein Mäntelein füllte er damit, bedeckte das Übrige wieder sorgfältig und lud es auf den Rücken. Aber wahrlich, wenn er die Pantoffeln nicht an den Füβen gehabt hätte, er wäre nicht vom Fleck gekommen, so zog ihn die Last des Goldes nieder. Doch unbemerkt kam er auf sein Zimmer und verwahrte dort sein Gold unter den Polstern seines Sofas.
Als der kleine Muck sich im Besitz so vielen Goldes sah, glaubte er, das Blatt werde sich jetzt wenden und er werde sich unter seinen Feinden am Hofe viele Gönner und warme Anhänger erwerben. Aber schon daran konnte man erkennen, daβ der gute Muck keine gar sorgfältige Erziehung genossen haben muβte, sonst hätte er sich wohl nicht einbilden können, durch Gold wahre Freunde zu gewinnen. Ach, daβ er damals seine Pantoffeln geschmiert und sich mit seinem Mäntelein voll Gold aus dem Staub gemacht hätte!
Das Gold, das der kleine Muck von jetzt an mit vollen Händen austeilte, erweckte den Neid der übrigen Hofbediensteten. Der Küchenmeister Ahuli sagte: «Er ist ein Falschmünzer». Der Sklavenaufseher Achmet sagte: «Er hat’s dem König abgeschwatzt». Archaz, der Schatzmeister, aber, sein ärgster Feind, der selbst hier und da einen Griff in des Königs Kasse tun mochte, sagte geradezu: «Er hat’s gestohlen». Um nun ihrer Sache gewiβ zu sein, verabredeten sie sich, und der Obermundschenk Korchuz stellte sich eines Tages recht traurig und niedergeschlagen vor die Augen des Königs. Er machte seine traurigen Gebärden so auffallend, daβ ihn der König fragte, was ihm fehle .
«Ah», antwortete er, «ich bin traurig, daβ ich die Gnade meines Herrn verloren habe».
«Was fabelst du, Freund Korchuz?», entgegnete ihm der König. «Seit wann hätte ich die Sonne meiner Gnade nicht über dich leuchten lassen?».
Der Obermundschenk antwortete ihm, daβ er ja den geheimen Oberleibläufer mit Gold belade, seinen armen, treuen Dienern aber nichts gebe.
Der König war sehr erstaunt über diese Nachricht, lieβ sich die Goldausteilungen des kleinen Muck erzählen, und die Verschworenen brachten ihm leicht den Verdacht bei, daβ Muck auf irgendeine Art das Geld aus der Schatzkammer gestohlen habe. Sehr lieb war diese Wendung der Sache dem Schatzmeister, der ohnehin nicht gerne Rechnung ablegte. Der König gab daher den Befehl, heimlich auf alle Schritte des kleinen Muck achtzugeben, um ihn womцglich auf der Tat zu ertappen. Als nun in der Nacht, die auf diesen Unglückstag folgte, der kleine Muck, da er durch seine Freigebigkeit seine Kasse sehr erschöpft sah, den Spaten nahm und in den Schloβgarten schlich, um dort von seinem geheimen Schatze neuen Vorrat zu holen, folgten ihm von weitem die Wachen, von dem Küchenmeister Ahuli und Archaz, dem Schatzmeister, angeführt, und in dem Augenblick, da er das Gold aus dem Topf in sein Mäntelein legen wollte, fielen sie über ihn her, banden ihn und führten ihn sogleich vor den König. Dieser, den ohnehin die Unterbrechung seines Schlafes mürrisch gemacht hatte, empfing seinen armen Oberleibläufer sehr ungnädig und stellte sogleich das Verhör über ihn an. Man hatte den Topf vollends aus der Erde gegraben und mit dem Spaten und mit dem Mäntelein voll Gold vor die Füβe des Königs gesetzt. Der Schatzmeister sagte aus, daβ er mit seinen Wachen den Muck überrascht habe, wie er diesen Topf mit Gold gerade in die Erde gegraben habe.
Der König befragte hierauf den Angeklagten, ob es wahr sei, und woher er das Gold, das er vergraben, bekommen habe.
Der kleine Muck, im Gefühl seiner Unschuld, sagte aus, daβ er diesen Topf im Garten entdeckt habe, daβ er ihn habe nicht ein-, sondern ausgraben wollen.
Alle Anwesenden lachten laut über diese Entschuldigung, der König aber, aufs höchste erzörnt über die vermeintliche Frechheit des Kleinen, rief aus:
«Wie, Elender! Du willst deinen König so dumm und schändlich belügen, nachdem du ihn bestohlen hast? Schatzmeister Archaz! Ich fordere dich auf, zu sagen, ob du diese Summe Goldes für die nämliche erkennst, die in meinem Schatze fehlt».
Der Schatzmeister aber antwortete, er sei seiner Sache ganz gewiβ, so viel und noch mehr fehle seit einiger Zeit von dem königlichen Schatz, und er könne einen Eid darauf ablegen, daβ dies das Gestohlene sei.
Da befahl der König, den kleinen Muck in enge Ketten zu legen, und in den Turm zu führen. Dem Schatzmeister aber übergab er das Gold, um es wieder in den Schatz zu tragen. Vergnügt über den glücklichen Ausgang der Sache, zog dieser ab, und zählte zu Haus die blinkenden Goldstücke, aber das hat dieser schlechte Mann niemals angezeigt, daβ unten in dem Topf ein Zettel lag, der sagte:
«Der Feind hat mein Land überschwemmt, daher verberge ich hier einen Teil meiner Schätze. Wer es auch finden mag, den treffe der Fluch seines Königs, wenn er es nicht sogleich meinem Sohne ausliefert!
König Sadi».
Der kleine Muck stellte in seinem Kerker traurige Betrachtungen an. Еr wuβte, daβ auf Diebstahl an königlichen Sachen der Tod gesetzt war, und doch mochte er das Geheimnis mit dem Stäbchen dem König nicht verraten, weil er mit Recht fürchtete, dieses und seiner Pantoffeln beraubt zu werden. Seine Pantoffeln konnten ihm leider auch keine Hilfe bringen, denn da er in engen Ketten an die Mauer geschlossen war, konnte er, so sehr er sich quälte, sich nicht auf dem Absatz umdrehen. Als ihm aber am anderen Tage sein Tod angekündigt wurde, da gedachte er doch, es sei besser, ohne das Zauberstäbchen zu leben, als mit ihm zu sterben, lieβ den König um geheimes Gehör bitten, und entdeckte ihm das Geheimnis. Der König maβ von Anfang an seinem Geständnis keinen Glauben bei, aber der kleine Muck versprach eine Probe, wenn ihm der König zugestände, daβ er nicht getötet werden solle. Der König gab ihm sein Wort darauf und lieβ, von Muck ungesehen, einiges Gold in die Erde graben, und befahl diesem, mit seinem Stäbchen zu suchen. In wenigen Augenblicken hatte er es gefunden, denn das Stäbchen schlug deutlich dreimal auf die Erde. Da merkte der König, daβ ihn sein Schatzmeister betrogen hatte, und sandte ihm, wie es im Morgenland gebräuchlich ist, eine seidene Schnur, damit er sich selbst erdroβle. Zum kleinen Muck aber sprach er:
«Ich habe dir zwar dein Leben versprochen, aber es scheint mir, als ob du nicht allein dieses Geheimnis mit dem Stäbchen besitzest, darum bleibst du in ewiger Gefangenschaft, wenn du nicht gestehst, was für eine Bewandtnis es mit deinem Schnelllaufen hat».
Der kleine Muck, den die einzige Nacht im Turm alle Lust zu längerer Gefangenschaft benommen hatte, bekannte, daβ seine ganze Kunst in den Pantoffeln liege, doch lehrte er den König nicht das Geheimnis von dem dreimaligen Umdrehen auf dem Absatz. Der König schlüpfte selbst in die Pantoffeln, um die Probe zu machen, und jagte wie unsinnig im Garten umher. Оft wollte er anhalten, aber er wuβte nicht, wie man die Pantoffeln zum Stehen brachte, und der kleine Muck, der diese kleine Rache sich nicht versagen konnte, lieβ ihn laufen, bis er ohnmächtig niederfiel.